ALIEN RAIDERS
USA 2008 / O: "Alien Raiders" / Prod.: Raw Feed / Laufzeit: 81 Min. (uncut) / FSK: k.J
Regie: Ben Rock / Musik: Kays Alatrakchi / Kamera: Walt Lloyd / Schnitt: Augie Hess / Prod.: Daniel Myrick, Tony Krantz, John Shiban, Steve Ecclesine / Buch: David Simkins, Julia Fair
Darsteller: Carlos Bernard (Aaron Ritter), Mathew St. Patrick (Sean Steadman), Rockmond Dunbar (Kane), Courtney Ford (Sterling), Jeff Licon (Benny), Samantha Streets (Whitney), Derek Basco (Manny), Bonita Friedericy (Charlotte), Bryan Krasner (Moody), Joel McCrary (Tarkey), Philip Newby (Spooky) sowie Keith Hudson, Joseph Steven Yang, Tom Kiesche, Roberta Bassin u.a.
„Sei gewarnt. Nimm dich in acht. Fürchte dich. Denn als nächstes könnten diese Kreaturen in deinem Nachbarn stecken. Oder in deinem kleinen Bruder. Oder vielleicht … in dir!“ (Zitat aus dem DVD-Cover)
Nach Frank Darabonts fabelhafter Stephen-King-Verfilmung DER NEBEL (2007) wird der Supermarkt in der Kleinstadtprovinz erneut Schauplatz eines blanken Horrorszenarios. Diesmal ist es ein schwer bewaffneter Trupp, der kurz vor Feierabend den Supermarkt von Hastings stürmt und alle darin befindlichen Personen als Geiseln nimmt. Das wenig später herbei geeilte, örtliche Polizeikommando steht erstmal ratlos da: „Stay back“ steht da in riesengroßen Lettern im Schaufenster geschrieben – in Blut geschrieben, wohl gemerkt. Drinnen selbst herrscht das blanke Chaos, was eben die eine oder andere Leiche zur Folge hat. Doch was zunächst wie ein Raubüberfall aussieht, entpuppt sich schnell als Monsterjagd, denn die vermeintliche Verbrecherbande ist nämlich gar keine, sondern eine Gruppe Wissenschaftler, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, im Alleingang böse Außerirdische zu enttarnen und auszuschalten. In dieser Nacht soll die von ihnen befürchtete Invasion stattfinden: im Hastings Supermarkt…
Im Mittelpunkt der gemeuterten Wissenschaftler-Truppe, eine Mischung aus AKTE X und GHOSTBUSTERS, steht Aaron Ritter (Carlos Bernard, Tony Almeida aus 24), der bemüht ist, das ausufernde Chaos nicht noch weiter ausufern zu lassen. Draußen hat sich derweil der örtliche Polizeichef (Mathew St. Patrick, Keith Charles aus SIX FEET UNDER) mit seinen Männern postiert und hält Telefonkontakt zu Ritter. Seine Nichte befindet sich mit unter den Geißeln, was die Dramatikkurve nach oben schießen lassen soll. Scharf geschossen wird hier auch, dummerweise trifft’s den „Seher“ Spooky, der so aussieht, wie er heißt, aber via Handauflegen feindliche Alien-Invasoren, die in menschlichen Wirtskörpern nisten, bloßstellen kann. Ritter beordert eine neue „Seherin“ her: Drogenjunkie Charlotte (köstlich: Bonita Friedericy), die extra aus dem Knast geholt wird. Derweil müssen die übrigen Geißeln, darunter Steadman’s Nichte, einen alternativen Alien-Test über sich ergehen lassen: ihr kleiner Finger wird abgeschnitten: wer nur vor Schmerzen schreit, mit dem ist alles in Ordnung…
Raw Feed, die u.a. von BLAIR WITCH PROJECT-Macher Daniel Myrick und Ex-AKTE X-Schreiber John Shiban ins Leben gerufene B-Movie-Bude, machte sich in der Vergangenheit mit Psychopathen-Folter (REST STOP; REST STOP 2), Krankenhaushorror (SUBLIME) und der Serienkillergroteske OTIS einen Namen.
ALIEN RAIDERS, das Spielfilmdebüt von Ben Rock, der bislang Kurzfilme inszenierte und sich als Production Designer beim BLAIR WITCH PROJECT betätigte, begibt sich zur Abwechslung mal auf ein anderes Terrain, was auch gut so ist, schließlich besteht das Genre ja nicht nur aus Folterfilmchen. Die Darsteller sind ebenfalls keine bekannten Namen und es dürfte ihnen sicher klar gewesen sein, dass ALIEN RAIDERS nicht gerade die Sorte von Film ist, mit der man sich einen Durchbruch erhoffen sollte.
ALIEN RAIDERS setzt auf Altbewährtes: Der trashig-unterhaltsame Streifzug durch die Invasionsfilme vergangener Jahrzehnte entwirft ein klassisches Sci-Fi-Horrorszenario, bei dem Gut und Böse die Rollen vertauschen, Angst und Misstrauen sich breitmacht und keiner weiß, wer der andere ist – oder was in ihm steckt.
Bewährte Zutaten, die man seit JOHN CARPENTER’S THE THING (1982), Jack Shoolder’s THE HIDDEN (1987) & Co. kennt und schätzt. Ben Rock greift sie auf und wirbelt sie durcheinander, wobei die großen Momente aus den Vorbildern freilich ausbleiben. Was auch nicht weiter schlimm ist, denn schließlich kann man so eine drohende Alien-Invasion auch mal im kleineren Rahmen krachen lassen. Obwohl der Jungregisseur im Making of voller Enthusiasmus betont, dass er von Blut und Gewalt gar nicht genug kriegen konnte, fällt das Endergebnis weit weniger explizit aus, da er auch viel andeutet, statt es zu zeigen. Einige blutige Schlabbereffekte gibt es trotzdem zu bewundern und auch sonst ist jede Menge los, so dass dank der flotten Machart in 81 Minuten keine Langeweile aufkommt.
- „Ein kleiner, kompakter Retro-Heuler, nicht wirklich wichtig, aber auf jeden Fall so schlau, das Überspringen einer niedrigen Messlatte als Erfolg zu feiern.“ (Martin Beck, DEADLINE 03/2009)