MY NAME IS BRUCE
USA 2007 / O: "My Name is Bruce" / Laufzeit: 81 Min. / FSK: ab 16
Regie: Bruce Campbell / Musik: Joseph LoDuca / Kamera: Kurt Rauf / Schnitt: Scott Smith / Prod.: Bruce Campbell, Mike Richardson / Buch: Mark Verheiden
Bruce Campbell (Bruce Campbell), Ted Raimi (Mills Toddner / Wing / italienischer Schildbemaler), Grace Thorson (Kelly Graham), Taylor Sharpe (Jeff), Dan Hicks (Farmer), Ellen Sandweiss (Cheryl), Ben McCain (Bürgermeister), Tim Quill (Frank), Logan Martin (Clayton) sowie James J.Peck, Kurt Rauf, Adam Boyd, Dana D. Turner, Steve Carlson, Mike Campbell, Colin Campbell u.a.
Was macht man als Bruce-Campbell-Fan, wenn man beim nächtlichen Friedhofsbesuch versehentlich einen uralten Dämonen freigesetzt hat, der sich gleich daran macht, die eigenen Freunde ins Jenseits zu befördern und auch für den Rest der Menschheit eine potentielle Bedrohung darstellt? Klar doch, nichts liegt da näher als den Meister höchstpersönlich, Bruce Campbell, den ungekrönten König des B-Movies, zu Hilfe zu holen.
Bruce Campbell in einem Film von Bruce Campbell über Bruce Campbell. Hier als heruntergekommener B-Movie-Star, der von hartnäckigen, teils depperten Fans gekidnappt wird, um gegen einen versehentlich aufgeweckten, uralten chinesischen Dämon namens Guan-Di, der Gott von Tod und Tofu, zu Felde zu ziehen. Dummerweise hat eben dieser Bruce Campbell sogar nichts gemein mit dem Idol, das so heroisch gegen tanzende Teufel, Maniac Cops und andere Monster ankämpfte, immer mit dem passenden Spruch auf den Lippen. Dieser Bruce Campbell ist natürlich auch nicht der echte Bruce Campbell. Den Mut, sich wirklich selbst zu spielen, hatte er doch nicht gehabt, vielleicht wollte er es einfach auch nicht, wer weiß. Stattdessen versteckte er sich hinter dieser abgetakelten, prolligen und tölpelhaften Karikatur eines B-Bovies-Stars, haust in einem klapprigen Wohnwagen und säuft Whisky aus dem Hundenapf. Das ist nicht Bruce Campbell. Schaut Euch auf der DVD zu BUBBA HO-TEP das Vorwort von ihm an: DAS ist Bruce Campbell!
Insgesamt bin ich doch etwas enttäuscht über MY NAME IS BRUCE, auch wenn ich mich in den 81 Minuten nicht einmal gelangweilt habe. Aber was zählt das schon, wenn einem hinterher nicht das Gefühl los wird, das noch mehr drin gewesen wäre als nur Kaspereien und Albereien. „Lustig“ und „nicht lustig“ halten sich hierbei konstant die Waage, auf eine wirklich brillante Idee folgt unweigerlich etwas daneben Gegangenes.
Der Setbesuch bei den Dreharbeiten zum (fiktiven) CAVE ALIEN 2 inmitten knalltüteliger Komparsen, haarsträubenden Spezialeffekten und billig kostümierten Aliens, die unbeholfen ins Bild springen, ist einfach zum brüllen komisch. Da bekommt man gleich Lust, sich so einen Campbell-Heuler reinzuziehen: DOME 4, TERMINAL INVASION, ALIEN APOKALYPSE – immer her damit! Wenn er sich aber noch in derselben Szene während einer Drehpause statt eines erfrischenden Lemongetränks von seinem dicklichen Assistenten frisch gezapftes Morgenurin andrehen lässt, ist das leider überhaupt nicht komisch. Kommt schon, Campbell-Fans: würde Bruce hier nicht mitspielen, ihr hättet es genauso unlustig gefunden.
Gott sei’s gedankt sind solche Entgleisungen rar gesät und die Momente, die wirklich zum lachen sind, in der Überzahl. Bruce Campbell zieht die Register seines komödiantischen Könnens, Klischees werden durch den Kakao gezogen, dazu gibt’s noch ein herrlich blödes Monster und eine billige Friedhofskulisse, die droht, in sich zusammen zu fallen und schon aus diesem Grund Ed Wood gefallen hätte. Sicher freut man sich über das Wiedersehen mit Campbells alten TANZ DER TEUFEL-Kumpanen Danny Hicks, Ellen Sandweiss und natürlich Ted Raimi, der hier gleich in drei Rollen zu bewundern ist. Klar doch wird man als Campbell-Fan bei den zahlreichen Anspielungen, Zitaten und Insider-Gags seine Freude haben und sich an den Seitenhieben auf das B-Movie-Genre erfreuen. Und alle anderen? Die könnten außen vorbleiben, weil sie damit nichts anfangen können und den hier vertretenen Humor mehr zur Kenntnis nehmen anstatt sich darüber zu amüsieren.
Viele andere Filme in diesem Genre, darunter eben auch einige, in denen Campbell mitgewirkt hat, wären besser ausgefallen, wenn sie sich genauso wenig ernst genommen hätten wie im vorliegenden Fall. Was bei MY NAME IS BRUCE schon wieder zu sehr auf die Spitze getrieben wird, denn etwas mehr Ernsthaftigkeit wäre hier nicht verkehrt gewesen. Nun möchte man gar nicht daran denken, was dabei heraus gekommen wäre. Ähnliche Filmprojekte, in denen B-Movie-Kultstars sich mehr oder weniger selbst verkörperten, brachten da weitaus gehaltvollere und tiefsinnigere Sachen zustande. So brillierte Spaniens Genre-Ikone Paul Naschy (bekannt geworden als unglücklicher Werwolf Waldemar Daninsky in etlichen Billigproduktionen) in ROJO SANGRE (2004) als alternder, fast vergessener Horrorstar, der sich auf einmal mit einer echten Mordserie konfrontiert sieht. Zweifellos Naschy’s anspruchsvollste Rolle in seiner gesamten Laufbahn. Und in JCVD (2008) bekamen wir bewegende Einblicke in Leben und Karriere des Jean-Claude Van Damme: tragikomisch und sehr ergreifend.
Bei MY NAME IS BRUCE bleibt rückblickend eine Erkenntnis zurück: soviel Selbstironie, wie Bruce Campbell hier an den Tag legt, würde so manch eitler Hollywood-Größe gut zu Gesicht stehen.
- Und noch einen alten Weggefährten brachte Bruce Campbell mit unter: Filmkomponist Joseph LoDuca, der u.a. auch die Scores zu den TANZ DER TEUFEL-Filmen schrieb
- „…kurzweiliges, kleines Filmchen, bei dem Bruce Campbell-Fans voll auf ihre Kosten kommen. Lediglich die Tatsache, dass es sich hier um eine reine Komödie handelt, die lediglich mit etwas Grusel-Atmosphäre versehen wurde, trübt den Gesamteindruck des Films etwas.“ (Marcus Menold, VIRUS #28)
- „Bruce läuft zur absoluten Bestform auf und haut, als ob es kein Morgen gäbe, einen Spruch nach dem anderen raus. (…) Mit diesem Film erfüllt Campbell all seinen treuen Anhängern einen innigen Wunsch, nämlich den, ihn mal wieder in einem richtig guten Film zu sehen.“ (Sylvio Constabel, DEADLINE 02/2009)