BRUTAL
USA 2007 / O: „Brutal“ / Prod.: Barnholtz Entertainment; Rebel Film; Wiseacare Films; The Lenz Films / Laufzeit: 89 Min. (uncut)
Regie + Buch: Ethan Wiley / Musik: Joseph Bauer / Kamera: Rebel Wan / Schnitt: Radu Ion, Bayard Stryker / Prod.: Ethan Wiley, Roel Reiné / Ausf. Prod.: Barry Barnholtz
Jeffrey Combs (Sheriff Jimmy Fleck), Michael Berryman (Leroy), Sarah Thompson (Zoe Adams), Eric Lange (Evan), Willian Sanford (Rick), Don O. Knowlton (Doc McCall), Kevin Indio Copeland (Barkley) sowie India Dupré, Crystal Stone, Whitney Anderson, Cyrus Alexander u.a.
„Dieser Film wird Schmerzen bereiten“, verspricht das DVD-Cover – ausnahmsweise wird dieses Versprechen einmal eingehalten. Dieser Film bereitet tatsächlich Schmerzen. BRUTAL – EIN ERBARMUNGSLOSER SLASHER müsste man besser in BANAL – EIN ERBARMUNGSLOSER SCHEISSER umbenennen, denn nichts anderes ist dieser gründlich gescheiterte Versuch eines Psychothrillers, der sich ungeniert an große Vorbilder wie DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER und SIEBEN heranpirscht, aber wie eine debile Schmierenkomödie daher kommt. Denn die konfuse Geschichte eines Serienkillers, der in einem verschlafenem US-Hinterland-Nest reihenweise Frauen abmurkst und immer ein Blümchen am Tatort hinterlässt, schwankt permanent zwischen lächerlich und langweilig, als das sie zumindest ansatzweise spannend unterhält. Doch dank der schnarchigen Umsetzung: Fehlanzeige.
Mit Jeffrey Combs und Michael Berryman hat man zwar zwei renommierte Genre-Profis an Bord, doch vermögen auch sie nichts herauszureißen. Combs spielt den örtlichen Sheriff, der über eine Affäre mit seiner Partnerin Zoe (Sarah Thompson) stolpert und mehr an seiner Karriere als an der Aufklärung des Falls interessiert ist. Passend dazu darf er jede Menge dämliche Entscheidungen treffen, die es unmöglich machen, diesen Sheriff Jimmy Fleck ernst zu nehmen. Rein schauspielerisch ist Combs da einfach aufgeschmissen. Ich sehe ihn wirklich gerne, doch wenn seine schlechte Rollenwahl der letzten Jahre (u.a. SHARKMAN, SATANIC, VOODOO MOON) mit diesem Fehltritt gekrönt wird, bekommt einen schon ein Gefühl des „Fremdschämens“. Dagegen hat Kollege Berryman als verschrobener Autist, der mit seinen Spürhunden auf Leichensuche geht, ein paar durchaus nette und sogar sympathische Szenen abbekommen. So ist es um diesen Film eigentlich damit geschehen, wenn der Nebenrollen-Autist den einzigen Unterhaltungsfaktor darstellen darf: etwa wenn Berryman die Macke hat, 34 Mal eine Tür zu öffnen und zu schließen, bevor er durch diese hindurch gehen darf.
Holprig und schnarchig gestaltet sich die weitere Handlung, die durch die betuliche Affäre zwischen dem Sheriff und seiner Untergebenen (von Sarah Thompson einschläfernd verkörpert) auf dem Niveau einer provinziellen Seifenoper anzusiedeln ist. Zoe Adams übernimmt die weiteren Ermittlungen, alberne Hinweise sollen sie zum Täter, in dessen Visier sie schon längst geraten ist, führen, ein nerviger Klatschspaltenreporter stellt lästige Fragen und bla.
Die Identität des Killers wird (ähnlich wie in DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER) schon sehr früh preisgegeben, was grundsätzlich nicht verkehrt ist, könnte doch der Film, wenn er gut geschrieben und gemacht wäre, sein Potential u.a. damit entfalten, wie, wo und wann der Irre endlich geschnappt wird. Doch nichts davon. Bei Wiley ist der Killer der übliche unscheinbare Rauschebart mit Brille und Axt, ein Charakter ohne Charakterprofil, eine Bedrohung, die so gar nichts Bedrohliches an sich hat.
Die Dramaturgie eines Abrisskalenders, Klischees bis zum abwinken, dazu eine Billig-Optik, die BRUTAL als minderbemittelte Low-Budget-Groteske bloßstellt und an ein altes Penthouse-Video erinnert – und selbst dieses ist allemal noch aufregender als Wileys grottenschlechte Krimi-Farce, die durch die kongenial-miese Synchronisation geadelt wird. Der einzige Nervenkitzel, der von diesem Film ausgeht, kommt von den eingeschlafenen Beinen her.
- Die indizierte Verleihfassung mit SPIO/JK-Kennzeichnung ist im Gegensatz zur R-Rated Fassung der US-DVD um ca. 30 Sekunden geschnitten. Die Kauffassung selbst ist um insgesamt ca. 1.30 Minuten geschnitten und FSK: ab 16, dennoch bekam auch diese DVD aufgrund den enthaltenen Trailern den roten FSK: ab 18-Stempel verpasst. Für so eine Praxis gibt es wiederum die rote Karte. Wer den Film gänzlich ungeschnitten sehen will, greift zur österreichischen Fassung von NSM Records oder zur Uncut-Veröffentlichung, die das Label No Mercy im August 2014 in den Handel brachte. Selbstverständlich sind auch diese Fassungen indiziert. Auf Blu-ray gibt es BRUTAL nicht.
- Ethan Wiley fungierte auch bei HOUSE II (1987) und KINDER DES ZORNS 5 (1998) als Regisseur und Drehbuchautor. Mit Jeffrey Combs drehte er zuvor den hierzulande unveröffentlichten BLACKWATER VALLEY EXORCISM (2006) und später die weihnachtliche Familienklamotte ELF-MAN (2012).