SIREN
GB 2010 / O: "Siren" / Prod.: Alcove Entertainment; Ascent Media; Swampfish Films / Laufzeit: 80 Min. (uncut; Blu-ray) / FSK: ab 18
Regie: Andrew Hull / Musik: Michael Price / Kamera: Will Humphries / Schnitt: Alan Levy, Gavin Buckley / Ausf. Prod.: Martin Poultney, Bernadette Peters, Robin Cox / Prod.: Amima Dasmal, Christopher Granier-Deferre / Buch: Andrew Hull, Geoffrey Gunn
Eoin Macken (Ken), Anna Skellern (Rachel), Tereza Srbova (Silka), Anthony Jabre (Marco)
Man kennt sie vornehmlich aus der griechischen Mythologie: jene weiblichen Fabelwesen, die mit ihrem betörendem Gesang vorbei ziehende Seefahrer auf hypnotische Weise in den Bann ziehen, um sie anschließend zu töten. Das da noch keiner früher drauf gekommen ist, einen Horrorfilm zu drehen, ist schon fast ein wenig verwunderlich, wo man gerade in diesem Genre alles mögliche ausschlachtet. Regisseur und Co-Autor Andrew Hull machte sich daran diesen Umstand zu ändern – doch in Anbetracht seiner schwülstigen Sirenen-Schmonzette wäre es besser gewesen, es dabei zu belassen.
Zu Beginn erleben wir das fickgeile Pärchen Ken und Rachel im Rollenspiel-Modus, das nach ein bisschen Rumrammeln auf einer Gammelschlotte wenig später zum Segeltörn in die Südsee aufbricht. Dazu gesellt sich noch Marco, der hier nicht nur als weit bereister Rucksacktourist beschrieben wird, sondern auch noch der Ex von Rachel ist, womit hier eine Dreiecksbeziehung der langweiligen Art herauf beschworen wird. Und so plätschert die Bootsfahrt vor sich hin: Während Ken und Barbie es mal wieder treiben, übernimmt der Verflossene derweil das Ruder, lässt aber das Boot auf Grund laufen. Immerhin mit gutem Vorsatz, fischt er doch vor einer nahe gelegenen Insel einen Mann mit blutenden Ohren aus dem Wasser. Doch zu spät: Der Ärmste springt dann schließlich doch über den Jordan und als die Drei seine Leiche am Strand verbuddeln wollen taucht SIE auf: eine Sirene namens Silka…
…und die lullt unser naives Trio mit Visionen und Halluzinationen ein, was aber so öde ist wie Insel, auf der das belanglose Geplänkel für Grusel-Feeling sorgen soll. Tatsächlich hätte der Film als Neuinterpretation der Sirenen-Legende durchaus Potenzial gehabt und sowohl für die Protagonisten als auch den Zuschauer wäre nun der Reiz darin gewesen zu erforschen, was nun Wahn und was Wirklichkeit ist. Inmitten von mediterranem Klima und hitzigen Temperaturen hätte ein Spiel mit den Sinnen stattfinden können, doch leider kommt dieses verkrampft auf „mystisch“ getrimmte Kuddelmuddel so ereignis- und spannungsarm wie die Suche nach der verschwundenen Sonnencreme daher. Da machen die unbeholfen inszenierten und eher abtörnend dargebotenen Softcore-Erotikeinlagen das Ganze auch nicht prickelnder.
SIREN ist einer der Filme, die schon langweilen, noch bevor sie begonnen haben: Viel zu lange latscht man auf der Insel einfach rum, verliert sich aus den Augen und findet wieder zusammen, jeder erlebt – gääähhhn – etwas anderes, was eigentlich niemanden interessiert, es gibt ein paar eingestreute Schockmomente, die einfach nicht schocken und überhaupt ist einem das Schicksal des Trios so egal wie der Menschheit die Ozonschicht. Und was nun an Silkas Sirenengesang so hypnotisierend und In-den-Bann-ziehend sein soll ist auch fraglich – jede Feuerwehrsirene kommt da besser zur Geltung. In Bezug auf die kurze Spielzeit entwickelt sich jede weitere Minute zu einem überflüssigen Ärgernis.
- Andrew Hull starb 2010 in London sehr früh nach einem Fahrradunfall: http://www.tagesspiegel.de/berlin/buch-zeigt-verfall-von-plakaten-die-kunst-der-erinnerung/9719594.html