THE SHRINE
USA 2010 / O: "The Shrine" / Prod.: Brookstreet Pictures / Laufzeit: 84 Min. (uncut; Blu-ray) / FSK: ab 18
Regie: Jon Knautz / Musik: Ryan Shore / Kamera: James Griffith / Schnitt: Matthew Brulotte / Ausf. Prod.: Trevor Matthews / Prod.: J. Michael Dawson / Buch: Jon Knautz, Brendan Moore / Story: Jon Knautz, Brendan Moore, Trevor Matthews
: Aaron Ashmore (Marcus), Cindy Sampson (Carmen), Meghan Heffern (Sara), Trevor Matthews (Henryk), Ben Lewis (Eric Taylor), Laura de Carteret (Laura Taylor), Connor Stanhope (Dariusz) sowie Paulino Nunes, Monica Bugajski u.a.
2007 debütierte der junge Filmemacher Jon Knautz, der bis dato durch diverse Kurzfilme in Erscheinung trat, mit dem flotten Horrorspaß JACK BROOKS: MONSTER SLAYER und konnte damit sowohl bei Publikum als auch Kritik erfolgreich punkten. Gut drei Jahre hat es gedauert, bis Knautz schließlich seinen 2. abendfüllenden Spielfilm vorlegte. Keine JACK BROOKS-Fortsetzung (die kommt aber noch – früher oder später) und diesmal ein Film, der thematisch in eine ganz andere Richtung geht, was schon mal für Knautz spricht. Bei THE SHRINE hat man nichts zu lachen – und das kann man so oder auch so sehen…
Die junge, gerne aufstrebende Journalistin Carmen (Cindy Sampson) möchte ihre Karriere mit einer großen Top-Story vorantreiben und stößt schließlich auf die Geschichte des Rucksacktouristen Eric Taylor, der seit seinem Aufenthalt in Polen als vermisst gilt. Nach einigem Zureden gelingt es Carmen ihren Freund Marcus (Aaron Ashmore) von der Wichtigkeit dieser Geschichte zu überzeugen und zusammen mit Praktikantin Sara (Meghan Heffern) besuchen sie das abgelegene, polnische Dorf, das als letzter Aufenthaltsort des jungen Mannes bekannt ist. Von den dortigen Bewohnern werden sie allerdings alles andere als freundlich empfangen. Nachdem sie schließlich verjagt wurden, landen sie genau in jenem Wald, der ihnen schon bei Ankunft durch die regungslos über den Baumwipfeln verharrende Nebelwolke auffiel. Als Carmen und Sara sich in der dicken Nebelsuppe verlieren, entdecken sie dort drin schreckliches…
Nach einem Irrlauf können sie dem Nebel entkommen und landen an einem weiteren, nicht weniger mysteriösen Ort: eine Art Höhle, wo sie in schmucklosen Särgen die Überreste von Eric Taylor und anderen Menschen finden. Ziemlich übel wurde ihnen mitgespielt, hat man doch auf ihre Gesichter eine Eisenmaske gehämmert, die sich mit spitzen, langen Nägeln durch die Augen direkt in den Schädel bohrte. Und schon stehen die in Kutten verhüllten Dorfbewohner im Eingang und bereiten dasselbe Ritual bei Carmen und Sara vor…
Finstere Wälder, Nebelschwaden, eine verschwiegene, abweisende Dorfgemeinschaft und ein schreckliches Geheimnis: vor allem aber ist die im Inneren mit spitzen Dornen versehene Eisenmaske das offensichtlichste Merkmal, mit dem Jon Knautz seine Hommage auf Mario Bava herstellt. Immerhin kam ein fast identisches Utensil mit der gleichen Funktion bereits in dessen Klassiker DIE STUNDE, WENN DRACULA KOMMT vor. Bavas bildstarke Inszenierung bleibt unerreicht, dennoch kann Knautz in seinem 2. abendfüllenden Spielfilm mit atmosphärischer Dichte punkten.
Nach einem eher mauen Beginn entwirrt sich eine mystische Geschichte, die zum Glück auf das übliche Teenie-Geplänkel und die Präsentation einer weiteren x-beliebigen Killer-Charge verzichtet. Und auch wenn hier einige schöne, junge Menschen auf die Folterbank landen und entsprechend bearbeitet werden: THE SHRINE ist – Gott sei Dank! – kein weiterer Torture-Porn-Streifen und auch kein weiteres hohles HOSTEL-Plagiat, in dem (siehe TRAIN) zum reinen Selbstzweck und ohne Sinn und Verstand gemordet, gequält und gefoltert wird.
Rückblickend betrachtet bekommt hier das Tun und Handeln der Dorfbewohner, so grausam es auch erscheinen mag, sogar seine Berechtigung. Ob die nun hier geschilderten Ereignisse allesamt logisch sind, sei einmal dahin gestellt, allerdings sind die Regeln der reinen, nackten Logik sowieso außer Kraft gesetzt, wenn der Teufel seine Finger im Spiel hat.
Freilich verhalten sich denn auch die 3 Protagonisten alles andere als logisch: Mehr als einmal möchte man dieser Uschi zurufen: Hör besser auf deinen Freund! Kehrt um! Geht da nicht rein! Speziell Carmen, gewiss nicht unsympathisch, rennt in ihrem egoistischem Bestreben eine tolle Story zu ergattern letzten Endes selbst in ihr Verderben und das mit so einer Konsequenz, dass ihr Schicksal schon fast wieder als gerechte Strafe empfunden werden kann.
Das im Wald versteckte polnische Dorf ist dagegen mal wieder so ein Musterbeispiel dafür, wie sich der brave Ami so eine osteuropäische Klitsche vorstellt. Die Zeit scheint da stehen geblieben zu sein, die mürrischen Bewohner rennen alle in Lumpen rum und drohen mit der Mistgabel, wenn sie sich bedrängt fühlen. Und schon müssen die Twens aus Amerika um ihr Leben rennen und landen direkt im finsterem Wald, wo ihnen der Nebel des Grauens entgegen wabert…
Wo in früheren Filmtagen die Nebelmaschine oder einfach nur eine Ladung Trockeneis zum Einsatz kamen, ist der verhängnisvolle Nebel hier nur ein am Computer arrangierter CGI-Spuk, was in diesem Fall aber nicht unbedingt stört, wird dadurch nur das Unnatürliche des Geschehens untermalt. Und so sorgt insbesondere die Szene, in der der die betroffene Stelle im Wald betreten wird, für Momente des Surrealen. Was man schließlich dort findet ist wirklich creepy.
Was den Nebel betrifft bleibt es auch fast die einzige (und offensichtlichste) CGI-Arbeit, dominiert doch mit der Anfertigung von Dämonenmasken und dem Kreieren einiger Splattereffekte im großen Maße die gute, alte Handarbeit. Über die meiste Laufzeit geschehen die Morde im Off, allerdings zieht Jon Knautz im wahrhaft höllischen und rasant inszeniertem Finale, wo die Teufel am tanzen sind und der Exorzist herzlich grüßen lässt, merklich die Schraube an und präsentiert dem geneigten Horrorfilmfan einige härtere und derbe Effekte.
Sicherlich: Innovation sieht anders aus und speziell in den höhlenartigen Bunker-Kulissen, in denen die teils in Roben gehüllten Dorfbewohner ihrem grausigen Ritual nachgehen, macht sich das niedrige Budget schon etwas bemerkbar. Man könnte Knautz auch vorwerfen, dass er sich zu sehr auf das Abspulen gängiger Vorbilder verlässt, doch anderseits weiß er die Spannungskurve geschickt zu steigern, so das der in sich stimmige Mix aus Hinterwald-Thrill, Kuttenhorror, Dämonenspuk und Okkult-Grusel problemlos zu unterhalten vermag. Positiv zu Vermerken ist, das die Handlung zum Ende hin einen Haken schlägt und die Dinge, die da geschehen, nicht so sind, wie sie zu Beginn sein mögen. Das alles ergibt solide Horrorkost, nicht mehr und nicht weniger.
- Die DVD / Blu-ray aus dem Hause i-on Media kommt zwar ungekürzt (und wahlweise als 3D-Vrainate), aber leider ohne jegliches Bonusmaterial daher, wobei es schon fraglich ist, ob das nicht-fachkundige Publikum ohne näher gehende Erklärungen von Seiten der Filmemacher die Hommage auf Mario Bava auch so entdecken werden