STARSHIP INVASIONS
Kanada 1978 / O: „Starship Invasions“ / AT: „Alien Encounter”; Invasion der Raumschiffe"; "War of the Aliens" / Prod.: Hal Roach International / Laufzeit: 90 Min.
Regie + Buch: Ed Hunt / Musik: Gil Mellé / Kamera: Mark Irwin / Ausf. Prod.: Earl A. Glick, Norman Glick / Prod.: Norman Glick, Ken Gord, Ed Hunt / Spezialeffekte: Warren Keillor
Robert Vaughn (Prof. Duncan), Christopher Lee (Captain Rameses), Daniel Pilon (Anaxi), Tiiu Leek (Phi), Helen Shaver (Betty Duncan), Henry Ramer (Malcom), Victoria Johnson (Gazeth), Doreen Lipson (Dorothy) sowie Richard Fitzpatrick, Linda Rennhofer, Kate Parr, Sherri Ross, Ted Turner, Sean McCann, Bob Warner u.a.
Eine Familie während einer Autofahrt:
Mutter: „Schatz, was ist denn das?“ Vater: „Sieht aus wie ’ne fliegende Untertasse.“ Kind: „Oh, Mann! ’Ne echte fliegende Untertasse!“ Mutter: „Oh mein Gott! Und kein anderer Wagen weit und breit auf der Strasse!“
Ja, wir sind mitten in STARSHIP INVASIONS, eine Produktion der Hal-Roach-Studios. Sie fängt schon ulkig an: Mit einem tumben Bauern, waschecht mit Latzhöschen und Holzfällerhemd, der mit seinem Trecker über den Acker zuckelt, als scheinbar zufällig am Himmel ein UFO (Marke: Käseglocke) entlang schwirrt, den verängstigten Mann mit einem fachgerechten Hypnosestrahl ruhigstellt und von zwei im schwarzen Ganzkörperkondom eingekleideten Bodyguards an Bord eskortiert wird. Dort lässt sich Bauer Knollnase von einer nackten, ausserirdischen Frau verwöhnen, denn nach der Entführung ist vor der Verführung. Auf dem Erdboden der Tatsachen wieder angekommen, wendet er sich erst an den Sheriff, der sich freilich einen Ast lacht, und dann an den renommierten UFO-Experten Robert Vaughn, der felsenfest von der Existenz außerirdischen Lebens überzeugt ist. Hoch droben im Himmel lauert es und schmiedet so seine Pläne. Da der Anführer der Außerirdischen so aussieht wie Christopher Lee, kann es sich nur um finstere Absichten handeln.
Und tatsächlich: da deren eigene Welt kurz vor der Vernichtung steht, planen sie die Eroberung und Kolonisation der Erde. Zuvor müssen sie aber noch ein paar andere ausserirdische Kollegen bekämpfen: Beobachter der Liga der intergalaktischen Rassen, die unten auf dem Boden des Atlantik in einer Art Pyramide hocken. Die holen Robert Vaughn und einen befreundeten Computerspezialisten als Hilfe zu sich, denn bevor die Verstärkung angefunkt werden kann, muss noch was wichtiges repariert werden. Derweil macht sich Christopher Lees Flotte über Toronto her…
Wo im selben Jahr der KRIEG DER STERNE über die Leinwände fegte, sieht Ed Hunts (DAS GEHIRN) Invasionsheuler mit seinen an die 50er Jahre erinnernden Radkappen-UFO’s, wie man sie z.B. aus PLAN 9 FROM OUTER SPACE und FLIEGENDE UNTERTASSEN GREIFEN AN kennt, vergleichsweise altmodisch aus. Die beiden, im weiteren Verlauf feindlich gegenüber tretenden ausserirdischen Rassen sind auch gut voneinander zu unterscheiden: die Guten sind weiß gekleidet, die Bösen ganz in schwarz. Schwarz/Weiß-Malerei in Reinkultur. Und sie sagen die ganze Zeit über kein Wort. Das die Aliens hier ausschließlich mittels Telepathie kommunizieren, kann für deren Darsteller, allen voran Christopher Lee, nur gutes bedeuten: kein unnötiges Drehbuch lesen, keine lästigen Dialoge auswendig lernen, einfach nur dastehen und mit finsteren Blick grimmig dreinschauen. Gut, hin und wieder mal ’ne Augenbraue heben. So günstig konnte sich Christopher Lee noch nie paar Mark nebenbei verdienen. Offenbar schien es ihm gefallen zu haben, sich derart verheizen zu lassen, denn im selben Jahr spielte er auch in DAS ENDE DER WELT mit. Warum er das machte? Nun, irgendwie muss man ja auf seinen Status des Schauspielers mit einer der größten Filmografien kommen. In BLUT FÜR DRACULA sagte er ja auch nicht ein einziges Wort, weil ihm die Dialoge zu blöde waren, doch hier hätte man es gerne gesehen wenn er so sagenhafte Sätze wie „Vernichtungsaggregate einschalten und sofort mit der Bestrahlung beginnen!“ oder „Hast du der Frau die nötigen Flüssigkeiten entnommen?“ auf herkömmliche Weise spricht als nur zu „denken“.
Gerne hätte man sich gewünscht, dass die Menschen (die hier rein physisch genauso aussehen wie die Aliens, nur das sie eben viel schlechter angezogen sind) hier die Fresse halten. Bei dem Versuch, differenzierte Charakterisierungen und zwischenmenschliche Beziehungen herzustellen, verliert sich STARSHIP INVASIONS in nebensächliches Geplapper, etwa wenn Robert Vaughn sich das Geseire seiner Ehefrau (Helen Shaver) anhören muss, die wegen seiner UFO-Fanatik Zicken macht. Dabei gibt es wichtigeres: die Erde retten zum Beispiel. Das gibt zum 70er-Jahre-Soundtrack-Geklimper ein bisschen Weltraumgeballer mit Phaserwaffen und dem einen oder anderen UFO-Crash, etwa wenn eine fliegende Untertassen in ein Hochhaus (auch noch das Datenkontrollzentrum von Toronto!) kracht.
Ob gewollt oder nicht: für seine Zeit sieht Hunts Invasionssause, insbesondere was Story und Spezialeffekte betrifft, ziemlich rückschrittlich aus. Eben wie ein Film aus den 50ern, der aber in den 70ern entstand. Das ist doch schon einmal eine vielversprechende Ausgangsbasis für einen drollig-tumben SF-Schundi, bei dem auch die obligatorische Roboter-Charge ihren großen Auftritt hat: Android Durbel („Friede mit Ihnen, galaktischer Bruder.“), Model 12-40-Z. Die, rein inszenatorisch gesehen, beste Szene kommt gleich zu Beginn: wenn es so aussieht, als würde im Morgenrot über dem Meer die Sonne aufgehen, was sich aber dann als herannahendes UFO herausstellt.
- STARSHIP INVASION gibt es bei uns nur auf Video.
- „Ein recht kindischer Schwachsinn: Die Aliens sehen so aus wie Aliens in einem Science-fiction-Film; es hapert an allen Ecken und Kanten mit der Logik, und daß außerirdische Lebensformen ihren Heimatplaneten ausgerechnet „Alpha“ taufen, wollen wir schon gar nicht glauben.“ (Ronald M. Hahn & Volker Jansen; LEXIKON DES SCIENCE FICTION FILMS)