NIGHT OF THE LIVING DEAD 3D
USA 2006 / O: „Night of the Living Dead 3D“ / Prod.: Lux Digital Pictures, The Horrorworks, Lions Gate Home Entertainment
Regie: Jeff Broadstreet / Musik: Jason Brandt / Kamera: Andrew Parke / Ausf. Prod.: Ingo Jucht / Drehbuch, Schnitt, digitale Effekte: Robert Valding
Sid Haig (Gerald Tovar Jr.), Brianna Brown (Barb), Joshua DesRoches (Ben), Greg Travis (Henry Cooper), Johanna Black (Hellie Cooper), Adam Chambers (Owen), Ken Ward (Johnny) sowie Robert DiTillio, Alynia Phillips, Max Williams, Brian La Rosa, Bill Quinn u.a.
Noch so einer, der sich zu Höherem berufen fühlt und unbedingt George A. Romeros Genre-Meilenstein NIGHT OF THE LIVING DEAD annehmen musste. Jeff Broadstreet heißt der Mann, der hier Höhenflüge hatte und doch nur einen absoluten Tiefflieger fabrizierte. Von all den oftmals unsäglichen und überflüssigen Remakes, die über uns gegossen wurden, ist dieses pedantische, nichtsnutzige Vehikel einer der filmischen Neuauflagen, auf die man getrost verzichten kann. Bereits 1990 inszenierte Romero-Weggefährte und Maskenbildner-Genie Tom Savini ein Remake, das das Original freilich nicht übertreffen konnte (und wollte), sich aber dennoch als äußerst sehenswert und unterhaltsam erwies. Davon ist aber bei Broadstreet, der bislang mit unterprivilegierten C-Movies nicht weiter auffiel, gar nichts zu spüren.
Die Ausgangssituation bleibt die Gleiche: da sind also wieder Barbara, die hier Barb heißt, und ihr unsympathischer Bruder Johnny, die zu einem entfernt gelegenen Friedhof fahren, um an der Trauerfeier ihrer Eltern teilzunehmen. Dort wandeln die Leichen umher, denn ist grad Tag der offenen Gruft. Während ein paar Zombiegestalten über ihren Bruder herfallen, kann Barb in einem Farmhaus Zuflucht finden. Wo bei Romero diverse unterschiedliche Charaktere zusammen trafen und er die Situation zu einem sozial- und gesellschaftskritischen Rundumschlag nutze, wählten Broadstreet und sein inkompetenter Drehbuchautor die dümmste Idee, die ihnen einfallen konnte: Das Farmhaus wird nun von einer debilen, hinterwäldlerischen Bauernfamilie bewohnt, die sich auf den Anbau von Cannabis spezialisiert hat. Das lässt drauf schließen, in welche Richtung der Film einschlägt: ein mit lahmen Toten und faden Zoten angereicherter Zombie-Klamauk. Gerechterweise muss man den Machern zugute halte, das die Idee mit der Kifferfamilie ihnen von Produzentenseite aufgezwungen wurde und sie eben das Beste oder in ihrem Fall das Schlechteste draus machen mussten. Die Banalisierung des Romero-Stoffes stößt jedenfalls übel auf.
Warum man uns dieses in jeder Hinsicht überflüssige Möchtegern-Remake, diese grenzdebile Verhunzung eines Klassikers, aufgedrängelt hat, dürfte wohl nur einen Grund haben: das Romero-Meisterwerk von 1968 hat bekanntermaßen keinerlei Lizenzrechte. Eine Tatsache, welche die jungen, enthusiastischen Filmemacher damals vollkommen außer Acht ließen, mit der Folge, das ihnen nicht nur ein Haufen Kohle durch die Lappen ging, sondern im Prinzip jeder mit NIGHT OF THE LIVING DEAD machen konnte was er will, was z.B. auch die vielen verschiedenen DVD-Veröffentlichungen in den letzten Jahren erklärt.
Und so kommt eben ein Jeff Broadstreet angewackelt und haut uns seine Ramschversion von NIGHT OF THE LIVING DEAD auf den Wühltisch preisgünstig produzierter Billigfilm-Ware. Um den Müll etwas aufzuwerten: in 3-D! Tatsächlich könnte man doch beim Stöbern auf die dumme Idee kommen und sich diese DVD kaufen, präsentiert sich die Aufmachung als durchaus ansprechend: ein schickes Holocover mit dem markanten Kopf von Sid Haig und der versprochene 3D-Effekt lassen auf einiges hoffen. Ganz pärchenfreundlich hat Anbieter NewKSM der Doppel-DVD zwei hübsche 3D-Brillen beigelegt, doch mal ehrlich: dieser Film hier ist nicht dazu geeignet, um mit seinem Schatzi einen schönen Abend im kuscheligen Heimkino zu verbringen, es sei denn man fährt auf ein unscharfes Bild und verwaschene Konturen ab. Ansonsten hat man hier wirklich die Brille auf: Wer sich auf ein mit netten 3D-Effekten angereichertes Zombiespektakel freute, wird mit schmerzenden Augen, Ärger und Langeweile bestraft. Und auf diesem Gebiet hat Broadstreet ganze Arbeit geleistet. Was er hier verzapft hat, ist unwitzig, uncharmant und ziemlich mies. Für Zombie-Enthusiasten nicht zu verzeihen: es gibt kein Splatter, kein Gore, kein Blut, gar nichts. Nur hanebüchenen Klamauk, Grimassen und dusslige Dialoge. Und ein inkompetenter Regisseur, der seine Zuschauerklientel mit lahm inszenierten, schlecht choreographierten Zombie-Angriffen abspeist.
Rein schauspielerisch wird natürlich nur tiefste Provinz geboten, bei der lediglich Rob-Zombie-Star Sid Haig (HAUS DER 1000 LEICHEN; THE DEVIL’S REJECTS; HALLOWEEN) auffällt. Er wird schon gewusst haben, warum er sich in der Rolle des windigen Krematorium-Inhabers, der seinen Anteil an der Wiederauferstehung der Toten hat, in hoffnungsloses Over Acting flüchtete. Chargieren und grimassieren mag für ihn die einzige Möglichkeit gewesen sein, um der schauspielerischen Blässe zu entkommen. Er ist auch nur kurz am Anfang zu sehen, ehe er im Schlussdrittel Zuflucht im Kifferhaus findet. So bleibt das weite Feld seinen unqualifizierten Mitstreitern überlassen.
Zum Beispiel Greg Travis (mehr oder weniger bekannt aus den beiden Tobe-Hooper-Spätwerken TOOLBOX MURDERS und MORTUARY), der hier als debiles Familienoberhaupt komplett im tumben Latzhosen-Bauern-Outfit eine derart schnarchige Vorstellung abliefert, dass man vermuten könnte, er wäre während der Dreharbeiten tatsächlich zugedröhnt gewesen. Da wird er im Making-of als überschwänglich vielseitig angepriesen, was vielleicht auf seine Person zutreffen mag, im Film selbst ist davon nicht viel zu sehen. Hauptdarstellerin Brianna Brown, die jene Rolle übernimmt, die Judith O’Dea im Romero-Original und Patricia Tallman im Savini-Remake verkörperten, ist auch keinen Deut besser, konnte aber diesen Patzer in TIMBER FALLS wieder ausbügeln.
Fazit. Von diesem Schnellschuss aus der Hüfte kann man nur abraten. Im übrigen: die Auflösung kommt einer Verarschung gleich, was auch auf den gesamten Film zutrifft. Weg damit.