Zombie Strippers
USA 2007 / O: "Zombie Strippers" / Prod.: Stage 6 Films; Larande; Scream HQ / Laufzeit: 90 Min. (uncut) / SPIO/JK geprüft
Regie, Buch, Kamera + Schnitt: Jay Lee / Musik: Billy White Acre / Ausf. Prod.: Michael J. Zampino / Prod.: Andrew Golov, Angela Lee, Larry Shapiro
Robert Englund (Ian Essko), Jenna Jameson (Kat), Roxy Saint (Lilith), Penny Drake (Sox), Whitney Anderson (Gaia), Jennifer Holland (Jessy), Joey Medina (Paco), Brad Milne (Cushfeld) sowie Zak Kilberg, Johnny D. Hawkes, Shamron Moore, Jeanette Sousa, Carmit Levite, Travis Wood u.a.
Mit THE SLAUGHTER (2006) dürfte sich Regisseur und Autor Jay Lee wohl kaum Freunde gemacht haben, so dass sein Nachfolgefilm einfach nur besser werden konnte. Und so ließ er die ZOMBIE STRIPPERS auf die Horrormeute los.
Die Ausgangsbasis ist hinlänglich aus RETURN OF THE LIVING DEAD III und Konsorten bekannt: das Experiment eines übereifrigen Wissenschaftlers, Soldaten als robuste Zombie-Kampfmaschinen für entsprechende Kriegseinsätze aufzustellen, geriet mal wieder vollends außer Kontrolle. Ein herbeigerufener Militär-Trupp kann die Gefahr zwar vorerst eindämmen, doch dummerweise, wie das manchmal so ist, hat sich einer der Soldaten in die Hand beißen lassen. Verfolgt von den eigenen Leuten flieht er ausgerechnet in einen nahen Striptease-Schuppen, wo er Oberstripperin Kat (Porno-Luder Jenna Jameson) den Hals anknabbert. Die ist nicht lange tot und bald lebendiger als manch anderer Arbeitnehmer: als Zombie strippt sich’s einfach besser und unter diesen Vorraussetzungen liefert sie auf der Bühne eine Show ab, die die Gäste ausflippen lässt.
Neidvoll blicken ihre Kolleginnen drein: sie wollen auch so schön strippen können, sie wollen auch ein Zombie sein. Für eine heiße Stripperinnen-Karriere lässt man sich schon gerne mal in den Hals beißen, um dann als untote Striptease-Amazone an der Reckstange das männliche Publikum zu Begeisterungsstürmen hinzureißen. Die aufgegeilten Herrschaften blättern, zur Freude von Clubbesitzer Robert Englund, bereitwillig ihre Geldscheine hin, um das Ausziehspektakel entsprechend anzuheizen, raffen dabei aber nicht, das der eine oder andere in die Garderobe abgeschleppt wird – und freilich nicht mehr wiederkehrt. Wie denn auch, wenn man als kreischendes Zombie-Monster im Heizungskeller weggesperrt wurde. Unterdessen geht die Strip-Show feucht-fröhlich weiter, die Gäste sind hin und weg, trotz der Tatsache, dass die Tänzerinnen auf der Bühne zusehends Gammelfleisch-Status annehmen.
Bald jedoch nehmen die Untoten überhand und der Strip-Club verwandelt sich in eine blutige Zombie-Hölle. Wie gut das der mobile Militär-Trupp wieder zur Stelle ist, um die Situation entsprechend zu richten, zumal der Zombie-Zicken-Krieg gerade am eskalieren ist…
Es scheint, als ob Jay Lee nur Filme dreht, um möglichst viele nackte Frauen abzufilmen: nach den Dämonenweibern in THE SLAUGHTER nun also die ZOMBIE STRIPPERS – der Titel ist Programm. Vielleicht hat er ja endlich seine Pubertätsträume verwirklicht, in dem er die olle Porno-Schabracke Jameson engagierte und höchstpersönlich und ausgiebig die Kamera um sie herum tänzeln ließ. Nur leider haben die übermäßig ausgedehnten Strip- und Tanzszenen einen faden Beigeschmack: das sie letztendlich nur Lückenfüller für die Leerlauf-Passagen sind. So richtig wusste der Drehbuchautor Jay Lee nicht, was er nun mit den Zombie-Stripperinnen anfangen soll und der Regisseur Jay Lee ist ihm auch keine große Hilfe gewesen, da er jene Szenen alles andere als erotisch oder ästhetisch umsetzte. Sie sind einfach nicht sexy und kommen genauso künstlich rüber wie die abtörnenden Silikon-Möpse von Jameson & Co. Für einen Film, der so viel Gewicht auf seine Tittenszenen legt, alles andere als herausragend.
Das Jay Lee seinen Filmen von Anfang an nicht ernst nimmt, muss man ihm nicht anrechnen – für einen Film, der den Titel ZOMBIE STRIPPERS trägt, ist das eine Grundvoraussetzung. Die Sache wird nur ernst, wenn das mit dem Humor nicht so recht funktionieren will. Da hört dann der Spaß auf. Das ist aber so eine Sache mit dem Humor: manchmal ist er arg verkrampft, dann wieder entgleist er vollkommen oder will überhaupt nicht zünden. Als reiner Splatter-Fun funktioniert ZOMBIE STRIPPERS nur teilweise.
Sicher: eine Qualitätssteigerung zum unsäglichen THE SLAUGHTER kann man Jay Lee’s zweitem Spielfilm nicht absprechen, zumal ihm diesmal sichtbar etwas mehr Budget zur Verfügung stand. Was jedoch nichts zu bedeuten hat, denn THE SLAUGHTER war wirklich mies. Immerhin konnte Lee den amateurhaften Touch abschütteln – seinen zweiten Film setzte er schon deutlich professioneller in den Sand. Und: er konnte sich einen richtigen Schauspieler leisten: Robert Englund, der als gieriger Stripclubbesitzer mit Keimphobie und Herpesangst mal wieder chargiert, was das Zeug hält. Ihm blieb nichts anderes übrig, da er vom Regisseur schlichtweg im Stich gelassen wird. Unter fähigeren Regiehänden vermag Englund zur Höchstform aufzulaufen (etwa in 2001 MANIACS oder JACK BROOKS: MONSTER SLAYER), hier rettete er sich ins totale Over-Acting, um zumindest etwas Eindruck zu hinterlassen.
Eindruck, vielleicht sogar so etwas wie Tiefgang oder eine Message, wollte auch Lee hinterlassen, in dem er Elemente der politischen Satire mit einfließen ließ. So fängt das als politisch unkorrekt ausgerichtete Trash-Spektakel (welches in naher Zukunft spielt, nämlich im Jahre 2012) wie eine Nachrichtenshow an, die gar düstere Zukunftsaussichten bereit hält: George W. Bush wurde gerade in seiner 4. Amtszeit bestätigt, dank Computerpanne wurde eine Stimme für ihn und Vizepräsident Schwarzenegger ausgezählt. Da wiederum gibt sich Lee recht treffsicher, nur will das eben überhaupt nicht mit dem nachfolgenden Kuddelmuddel zusammenpassen. Als Beispiel sei nur jene Szene genannt, in der sich Jay Lee einen Seitenhieb zur aktuellen Debatte „Schusswaffen im Privatbesitz“ nicht verkneifen kann: Bordellbesitzer Ian holt seine Knarrensammlung aus dem Schrank, um die Zombieschar zu bekämpfen, seinen leichtfertigen Umgang rechtfertigt er folgendermaßen: „Laut Gesetz darf ich sie benutzen, aber ich muss nicht wissen, wie man damit umgeht.“ Für die Menschheit wäre es ein kleineres Übel gewesen, wenn Sportschützen ihre Neigungen als Regisseur eines Films verarbeitet hätten. Filme haben noch niemanden getötet.
Die letzten beiden Sätze in dieser Kritik sind genauso deplatziert, wie Lees Meinungsäußerungen, die er im satirischen Gewand vor uns ausbreitet. Es scheint fast so, als dachten sich die Macher: „Lass uns nicht noch eine weitere hirnlose Zombie-Klamotte drehen“, und stopften ihr Werk halt voll mit Insider-Jokes und politischen Aussagen.
Bezeichnend, dass die Darsteller im Making off auf all die Anspielungen und Details hinweisen müssen (etwa auf die Tatsache, dass die Charaktere im Film nach europäischen Künstlern und Philosophen benannt wurden) – sonst wäre es ja keinem aufgefallen. Diese verflixten versteckten Details, müssen sich auch immer so verstecken.
Für alle, die es überhaupt nicht mitbekommen haben: Das alles hier ist tatsächlich als politische Satire gedacht. Jay Lee teilt aus und teilt mit, was er von der Bush-Regierung (inzwischen Geschichte) hält, dazu gesellen sich tatsächlich drei, vier gelungene Schmunzler und einige absurde, Exploitation würdige Einfälle, zum Beispiel wenn die Jameson ihre Mumu als Billardkugel-Torpedogerät umfunktioniert – darauf muss man erstmal kommen. Amüsant auch, wenn die Jameson erst im Tod Nietzsches Bücher versteht. Wer sich in seinen Filmen darüber Gedanken macht, der kann doch gar nicht so doof sein.
Leider sieht aber das Endergebnis so aus, als wolle Jay Lee genauso Filme machen wie Dr. Uwe Boll – muss wohl sein Vorbild sein. Die parodistischen Versuche sind vor allem im holprigen Beginn, mit denen Lee krampfhaft zu deuten gibt, dass man seinen Film ja nicht ernst nehmen soll, auf eine gerade peinliche Weise misslungen. Mangelnder Schauplatzwechsel und ein eher spärliches Set-Design (der Film spielt zum überwiegenden Teil in dem Stripclub) lassen darauf schließen, dass das Budget dann doch nicht so hoch war, dazu kommen noch die oben erwähnten, x-beliebigen Stripp-Szenen, die die Leerlauf-Passagen nicht stopfen können. Ärgerlich sind die grausig schlechten Computereffekte, die vor allem zum Einsatz kommen, wenn Köpfe weggeballert werden: gerade da wird uns zeigt, wie man in Filmen sowohl das Töten eines Menschen als auch die Gewalt an sich verharmlosen kann – mit ein paar billigen Spezialeffekten geht das ratzbatz. Das bisschen Mord und Totschlag hat uns noch nicht umgebracht.