Metalstorm - Die Vernichtung des Jared-Syn
USA 1983 / O: "Metalstorm - The Destruction of Jared Syn" / Prod.: Arista Films; Albert Band International Productions, Inc. / Laufzeit: 73 Min.
Regie: Charles Band / Musik: Richard Band / Kamera: Mac Ahlberg / Schnitt: Brad Arensman / Ausf. Prod.: Albert Band, Arthur H. Maslansky / Prod.: Charles Band, Alan J. Adler / Buch: Alan J. Adler / Make-up-Effekte: Allan A. Apone, Frank H. Isaacs u.a.
Jeffrey Byron (Jack Dogen), Tim Thomerson (Rhodes), Mike Preston (Jared Syn), Kelly Preston (Dhyana), Richard Moll (Hurok), R. David Smith (Baal), Larry Pennell (Aix), Marty Zagon (Zax), Mickey Fox (Poker Annie), J. Bill Jones (Balls Lieutenant), Winston Jones (Chimera) u.a.
Anfang der 80er Jahre erlebte das 3D-Kino eine kurze Renaissance: nicht nur der weiße Hai tauchte dreidimensional auf (DER WEISSE HAI IN 3D), sondern auch Charles Band – allerdings gewohnt eindimensional. Dreidimensional eindimensional sozusagen. Bereits PARASITE (1982), eine schamlose Kopie von Cronenbergs PARASITENMÖRDER, die vor allem als Jugendsünde von Demi Moore in die Filmgeschichte einging, entstand im 3D-Verfahren, ebenso wie dieser schräge Schnellschuss, dessen Titel ja schon vielversprechend klingt: METALSTORM – DIE VERNICHTUNG DES JARED SYN. Der wüste Science-Fiction-Fantasy-Western-Mix stammt noch aus der Zeit vor Charles Bands legendären Empire Pictures-Studios und mag bei seinem Kinoseinsatz sicherlich vom 3D-Verfahren profitiert haben, wovon natürlich auf dem Bildschirm nichts mehr zu sehen ist.
Gleich zu Beginn geht die Post ab, wenn uns Ranger Jack Dogen, ein blondierter MAD MAX-Bubi in der obligatorischen Lederkluft, vorgestellt wird. Der sorgt auf dem Wüstenplaneten Lemuria (kicher) für Recht und Ordnung und brettert allzu gerne mit seinem Mini-Truck-Vehikel durch die Botanik. Blinkende Kontrolllämpchen und Piepsgeräusche sollen uns verdeutlichen, daß es sich hierbei um ein futuristisches Fahrzeug handelt. Nachdem unser Muster-Ranger so ganz nebenbei einen grimmigen Banditen-Nomaden erledigte, gabelt er eine Uschi namens Dhyana (Guck mal, wer da ist: Kelly Preston, die spätere Mrs. Travolta) vor einer Kristallmine auf. Das Mäuschen ist ziemlich aus dem Häuschen, wurde doch ihr Vater von Baal gekillt. Nein, wir sind hier nicht bei Bertolt Brecht, dieser Baal ist ein grünhäutiger Mutantenfritze mit Metallplatte auf’m Kopf und halbem Roboterarm, der ätzende Säure verspritzen kann. Er kommuniziert mittels Telepathie, da er nicht richtig sprechen kann. Nicht nur ihm hat es bei all den Geschehnissen die Sprache verschlagen. Baals Vater, der im Filmtitel vorkommende Jared Syn (herrlich: Mike Preston als tuntig geschminkte Knallcharge), ist auch nicht ohne: Mit einem Super-Kristall, der die Lebensenergie all seiner Opfer beinhaltet, will er Herrscher des ganzen Universums werden. Mittels Telekinese entführt der Sauhund Dhyana, während er Dogen ein Funken sprühendes Energiemonster auf den Hals hetzt. Was natürlich so ein Ranger ist, dem kann ein Funken sprühendes Energiemonster freilich nichts anhaben. Und so macht sich Dogen auf, Dhyana zu befreien und Jared Syn zu vernichten…
Was für ein dramaturgisches Panoptikum: Und das war längst noch nicht alles, was uns Charles Band hier um die Ohren haut. So muß unser cooler Ranger „Die verlorene Stadt“ ausfindig machen, wozu er die Hilfe des versoffenen Ex-Rangers Rhodes benötigt, der in so einer Wüstenkneipe rumhängt. B-Movie-Haudegen Tim Thomerson (TRANCERS; DOLLMAN), der noch des öfteren in diversen Charles-Band-Produktionen mitwirken sollte (u.a war er in der TRANCERS-Reihe der Zeitreise-Cop Jack Deth), präsentiert sich genauso unrasiert wie der phänomenale Hauptdarsteller Jeffrey Byron, nur mit dem Unterschied: er ist dabei überzeugend. Zusammen latschen Dogen und Rhodes über die „Friedhöfe der Zyklopen“, wo sie beinahe von ein paar zuschnappenden Gummimonsterwürmern in den Sand gezogen werden. Kaum das sie sich von diesem Schrecken erholt haben, läuft ihnen der einäugige Wüstenhüne Hurok mit seinem Mutantentrupp über den Weg und zwingt Dogen, mit ihm in der Arena um Tod oder Leber zu kämpfen. Mit dem von Richard Moll (TERMINAL FORCE I + II, SPIDERS II; GHOST SHARK) gespielten Hurok taucht nach Thomerson der zweite renommierte B-Movie-Akteur auf, der das lustige Darsteller-Gesindel angenehm bereichert. Und zwischendurch düst immer mal wieder Baal durch die Botanik und terrorisiert die Bevölkerung.
Das alles ergibt drollige Science-fiction in ihrer naivsten Form, Dilettantismus anschauen kann so viel Freude bereiten. Und bei einer knapp bemessenen Laufzeit von gerade mal 73 Minuten wird auch keinerlei Langeweile aufkommen, nicht zuletzt wegen der vielen Zutaten, die Autor Alan J. Adler zusammenkehrte. Das Wort Drehbuch ist hierbei nicht unbedingt das Wort der Wahl, entpuppt sich METALSTORM – THE DESTRUCTION OF JARED SYN lediglich als haarsträubend-billige Nummernrevue. Schon der marktschreierische Titel ist wie so oft bei Band purer Etikettenschwindel. Was ein „Metalstorm“ sein soll erfahren wir ebenso wenig wie die Vernichtung des Jared Syn, der gegen Ende in einem Dimensionsloch verschwindet und nie mehr gesehen wurde. Angeblich plante Band tatsächlich METALSTORM zu einer Trilogie auszubauen, was er jedoch nie realisierte. Was den abrupten, unfertig wirkenden Schluß erklärt, aber nicht rechtfertigt.
- In Deutschland lief der Film sowohl im Kino (Kinostart war der 01.06.1984 im Verleih von Scotia) als auch auf Video und im Free- und Pay-TV in einer um 10 Minuten gekürzten Fassung. Auf DVD gibt es METALSTORM nicht.
- „Billiger Endzeitschinken.““ (Andreas Bertler, Hölle auf Erden)
- „Dreidimensionale Montagsproduktion aus der 1,98-Dollar-Factory des Untalents Charles Band, in dessen Filmen es bekanntermaßen immer mit der Logik hapert.““ (Rolf Giesen & Roland M. Hahn, Die schlechtesten Filme aller Zeiten)
- „Dieses dilettantische Science-fiction- und Endzeitspektakel (…) war wenigstens noch bei seinem Kinoeinsatz durch die dort verwendete 3D-Technik ein einigermaßen goutierbares Filmchen. Bei der flachen Videofassung kommt dann allerdings nur noch Langeweile auf.““ (Frank Trebbin, Die Angst sitzt neben Dir)
- „Laues Stürmchen im futuristischen Wasserglas.““ (TV SPIELFILM)