Australien 2007 / O: „Storm Warning“ / Prod.: Resolution Independent / Laufzeit: 82 Min.
Regie + Musik: Jamie Blanks / Kamera: Karl von Muller / Schnitt: Jamie Blanks, Geoff Hitchins / Ausf. Prod.: Mark Pennell / Prod.: Pete Ford, Gary Hamilton / Buch: Everett De Roche
Nadia Farès (Pia), Robert Taylor (Rob), John Brumpton (Poppy), David Lyons (Jimmy), Mathew Wilkinson (Brett), Jonathan Oldham
Der australische Filmemacher Jamie Blanks ist auf mehreren Gebieten tätig – und zwar hauptsächlich als Regisseur, Cutter und Filmkomponist. Einen großen Erfolg konnte er 1997 mit DÜSTERE LEGENDEN feiern, der unter der von Wes Cravens SCREAM losgelöster Teenie-Slasher-Welle einen der besseren Vertreter darstellte. Was man von seinem nächsten Film, eine Frechheit namens SCHREI WENN DU KANNST (2001), schon nicht mehr behaupten konnte.
Sechs Jahre sollte es dauern, bis Jamie Blanks seinen nächsten Film inszenierte: STORM WARNING, wo er auf der damals so angesagten Survival-Thriller-, Backwood-Horror- und Terrorfilm-Welle, in der mordende und folternde Psychopathen ihr Unwesen treiben, mitschwamm.
Passend dazu prangert auf dem DVD-Cover der werbeträchtige Slogan „Von den Machern von WOLF CREEK“ – hier allerdings nur in Gestalt von Produzent Gary Hamilton. Bei dieser Ankündigung kann man sich denken, wohin auch diese Urlaubs- und Filmreise gehen wird:
Für die französische Künstlerin Pia und ihrem Mann Rob, einem Anwalt, jedenfalls in ein Naherholungsgebiet der speziellen Sorte, bei dem sich der ursprünglich geplante Bootstrip zur australischen Küste zum Überlebenskampf pur entpuppt. Es kommt wie es kommen muss: die beiden Ausflügler verirren sich, ein Sturm zieht auf und das Motorboot macht die Mücke. Pia und Rob retten sich an Land und finden in einer verwahrlosten, scheinbar verlassenen Hütte Unterschlupf. Doch dann tauchen die drei Hauseigentümer, zwei gewalttätige Rüpel-Brüder mit ihrem nicht weniger sympathischen Daddy (herrlich widerlich: John Brumpton), mit vorgehaltener Waffe auf – und sind zunächst alles andere als begeistert über die ungebetenen Eindringlinge…
Wenn schon mit dem Titel WOLF CREEK geworben wird, dann muss sich STORM WARNING dem Vergleich auch stellen, doch gerade da unterliegt Jamie Blanks sowohl was Intensität als auch Stimmung und Realismus anbelangt eindeutig. Statt der rauen, grobkörnigen Bildsprache von Greg McLean dominiert bei Blanks, wie schon in seinem Vorgängerfilm SCHREI WENN DU KANNST, eine allzu gelackte Hochglanz-Atmosphäre. Auf der anderen Seite kann auch Blanks mit beeindruckenden Bildern der australischen Natur punkten – hinter denen der pure Horror und die nackte Angst lauern.
In der ersten Hälfte ist das Pärchen Rob und Pia den Spielchen und Demütigungen der drei Rednecks hilflos ausgeliefert. Während sie fortwährend deren Vergewaltigungsversuche abwehren muss, liegt er wenig später bewusstlos und mit gebrochenem Bein in der Scheune. Wo Frau auf sich allein gestellt ist, wird es in der zweiten Hälfte ziemlich unglaubwürdig, mitunter lächerlich, was der alte Drehbuch-Hase Everett De Roche, immerhin schon bald 40 Jahre in diesem Geschäft, hier aufbereitet. Wenn die gute Pia, eingesperrt und mit den Nerven völlig am Ende, mit den Worten „Um ein gefährliches Tier zu fangen, musst du denken wie eins – nur noch gefährlicher“ über sich hinaus wächst und aus dem Werkzeug-Arsenal in der ollen Scheune ihr gesamtes Fachwissen von MacGyver bis zur Hobbythek anwendet und auf äußerst kreative Weise tödliche Fallen für ihre Peiniger bastelt, kann man STORM WARNING schon weniger ernst nehmen.
Auf der anderen Seite muss man Blanks‘ Film zugute halten, dass er ohne jedwede humoristische, ironische Auflockerungen daher kommt und um Ernsthaftigkeit bemüht ist. Er zieht sein Ding durch – und das mitunter sehr rabiat. Originalität und schauspielerische Spitzenleitungen sollte man hierbei nicht erwarten, doch dank kontinuierlich steigender Spannung und Blanks’ straffer Inszenierung bleibt der immer blutiger werdende Brutalo-Reißer packend bis zum Schluss. In nächtlicher Dauerregen-Gewitterkulisse wird den drei Fieslingen ziemlich übel zugesetzt, dagegen geht unser Pärchen größtenteils ohne größere Blessuren davon. Hardcore-Horrorfans werden im letzten Drittel mit einer Reihe knalliger Gore-Effekte belohnt, speziell zum Thema „Kastrationsangst des Mannes“ ist nach HOSTEL 2 längst noch nicht alles gesagt…
- Die DVD von Koch Media mit dem Vermerk „Uncut Edition“, welche die ungekürzte Kinofassung las R-Rated-Fassung enthält, wurde am am 31.07.2008 auf Liste B indiziert und schließlich am 10.12.2008 beschlagnahmt. Nähere Infos gibt es auf schnittberichte und ofdb.
- „Ein Paar auf der Flucht vor Verbrecher ist ein bekanntes Szenario im Horror-Genre. Daraus macht Regisseur Jamie Blankss immerhin das Beste. Er schafft eine Spannungsspirale, die bis auf kleinere Aussetzer wunderbar funktioniert. Das Katz-Maus-Spiel zwischen Tätern und Opfer ist bis ins Detail durchdacht. Durch die wechselnden Machtverhältnisse wirkt es nicht langweilig. Während Robert Taylor in seiner Darstellung nicht überzeugt, bewältigtNadia Fares die Herausforderung ihrer Rolle sehr gut. Einige Einfälle erinnern an Quentin Tarantinos Gewaltorgien.“ (Tzveta Bozadjieva, Filmreporter.de)
- „…überaus harter Horrorthriller, der die üblichen Versatzstücke des Genres mit ausgefallenen Mordwerkzeugen arrangiert.“ (Lexikon des Internationalen Films)