DAS GEHEIMNIS DES STEINERNEN MONSTERS
USA 1957 (s/w) / O: "The Monolith Monsters" / AT: "Das Geheimnis der steinernen Monster" / Prod.: Universal Pictures / Laufzeit: 71 Min.
Regie: John Sherwood / Musik: Joseph Gershenson / Kamera: Ellis W. Carter / Schnitt: Patrick McCormack / Prod.: Howard Christie / Buch: Norman Jolley, Robert M. Fresco / Story: Jack Arnold, Robert M. Fresco / Spezialeffekte: Clifford Stine / Make-up und Maske: Bud Westmore
Regie: John Sherwood / Musik: Joseph Gershenson / Kamera: Ellis W. Carter / Schnitt: Patrick McCormack / Prod.: Howard Christie / Buch: Norman Jolley, Robert M. Fresco / Story: Jack Arnold, Robert M. Fresco / Spezialeffekte: Clifford Stine / Make-up und Maske: Bud Westmore
Darsteller: Grant Williams (Dave Miller), Lola Albright (Cathy Barrett), Les Tremayne (Martin), Trevor Bardette (Prof. Flanders), Phil Harvey (Ben Gilbert), William Flaherty (Chief Dan Corey), Harry Jackson (Dr. Steve Hendricks), Richard H. Cutting (Dr. Reynolds), Linda Scheley (Ginny Simpson), Steve Darrell (Joe Higgins), Dean Cromer (Highway Polizist), ungenannt: William Schallert (Meteorologe), Troy Donahue (Hank Jackson), Paul Petersen (Zeitungsjunge), Paul Frees (Erzähler, OV) u.a.
„Wachsende Felsen? Felstürme, die zusammenstürzen und wieder hoch wachsen?“
Der große Jack Arnold (1916 – 1992), der gerade in den 50er Jahren so viel für dieses Genre mit beigetragen hat und 1957 mit DIE UNGLAUBLICHE GESCHICHTE DES MR. C einen seiner größten Erfolge feierte, erdachte sich (zusammen mit Robert M. Fresco) im selbem Jahr die Story zu einem der letzten Science-fiction-Filme, die die Universal Studios in jener Ära produzieren ließen. DAS GEHEIMNIS DES STEINERNEN MONSTERS hat auch alle Merkmale eines Jack-Arnold-Films, nicht nur was die Location betrifft: eine amerikanische Kleinstadt inmitten einer kargen, öden, aber irgendwie auch faszinierenden Wüsten-Gesteinslandschaft; hier und da mal eine abgelegene Farm oder verirrte Menschenseelen, die vom Grauen, was dort lauert, böse überrascht werden. Ursprünglich sollte Jack Arnold auch selbst Regie führen, stattdessen inszenierte er die kaum bekannte Lana-Turner-Komödie IMMER ÄRGER MIT DEN FRAUEN (1958). Dafür übernahm der langjährige Regieassistent John Sherwood das Ruder.
San Angelo nennt sich das Städtchen, das einem hier wie Amerikas Heile Welt der 50er Jahre erscheint. Im Mittelpunkt der Ereignisse stehen der Geologe Dave Miller (Grant Williams), die Lehrerin Cathy Barrett (Lola Albright) und der örtliche Zeitungsschreiber Martin Cochrane (Les Tremayne). Letzter fühlt sich überflüssig, weil einfach nichts passiert und es auch sonst nichts gibt, wofür es sich eigentlich zu schreiben lohnt. Was sich bald ändern soll. Spätestens als Dave Miller sein Büro betritt und seinen Freund und Kollegen (Phil Harvey) mehr als leblos vorfindet: er ist förmlich zu Stein erstarrt! Zunächst ist man ratlos, findet aber bald heraus, dass jene seltsamen, schwarzen Steinchen, die überall in der Gegend verstreut liegen, in Zusammenhang stehen könnten. Dave Miller zieht seinen Mentor Prof. Flanders (Trevor Bardette) zu Rate, zusammen entdecken sie, dass die Gesteinsplitter die Rückstände eines Meteoriten sind, der in der Nähe von San Angelo abgestürzt ist. Mehr durch Zufall machen sie eine weitere Entdeckung: Wasser lässt die Steinchen auf die Größe von Wolkenkratzern heranwachsen. Dummerweise zieht gerade jetzt ein kräftiger und ergiebiger Regenguss auf. Die Monolithe aus dem Weltall breiten sich aus und drohen San Angelo unter sich zu begraben…
Das alles ergibt einen sehenswerten Beitrag des Science-fiction-Kinos der 50er Jahre, wenn man mal von der deutschen Titel-Irreführung absieht. Ein Monster in dem Sinn gibt es hier nicht zu sehen, erst recht kein steinernes Monster, dafür aber eine Bedrohung von wahrhaft monströsen Ausmaßen – und als solche eine der originellsten, die in den 50ern neben den Genre prägenden Klassikern wie FORMICULA, TARANTULA und GODZILLA losgelassen wurden: Seltsame, schwarze Meteoritensplitter, die zu riesigen, expressionistischen Gebilden heranwachsen; schiefe und krumme Monolithe, die bei entsprechender Größe donnernd und krachend umfallen, zersplittern und sich erneut zu gigantischen Steintürmen formieren. Die Spezialeffekte, die Clifford Stine schuf, sind auch heute noch sehenswert, gerade weil das alles so ungewöhnlich anzuschauen ist.
Die in den Himmel gewachsenen Monolithe sorgen denn auch für eine Welle der Zerstörung, wenn sie umkippen und ganze Häuser unter sich begraben. Dazu gibt es jede Menge wissenschaftliche Erklärungen und eine kühne Nüchternheit, was typisch war für das Science-fiction-Kino der 50er Jahre.
Veröffentlichungen:
Im Kino lief DAS GEHEIMNIS DES STEINERNEN MONSTERS bei uns leider nie. Die Deutschlandpremiere fand am 22.08.1970 im WDR statt, wofür extra eine deutsche Synchro angefertigt wurde. Weitere Wiederholungen folgten z.B. in den 80ern im dritten Programm, später auch im Pay-TV. Auf VHS wurde der Film m.E. nie veröffentlicht. Die DVD und die Blu-ray vom Filmliebhaber-Label Anolis Entertainment sind inzwischen begehrte Sammelobjekte.
Am 08.07.2011 bildete DAS GEHEIMNIS… den Auftakt zur 10teiligen Sammelbox „Rückkehr der Galerie des Grauens“. In Sachen Extras hat sich Anolis nicht lumpen lassen und dafür sogar tatkräftige Unterstützung aus Hollywood rangeholt: Kein Geringerer als der umtriebige Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Mick Garris (u.a. CRITTERS II; STEPHEN KINGS THE STAND; SCHLAFWANDLER; STEPHEN KINGS DESPERATION etc.) liefert sowohl eine kurze Einleitung als auch (zusammen mit Ivo Scheloske) einen sehr interessanten und informativen Audiokommentar ab. Einen 2. Audiokommentar gibt es mit Ingo Strecker und Jörg M. Jedner. Toll wie man hier mit Informationen nur so versorgt wird.
Weitere Extras wie deutscher + englischer Trailer, US-Werberatschlag, Bildergalerie und ein 12seitiges Booklet runden das Rundumsorglospaket ab. Ein zusätzliches Schmankerl ist noch die Jack-Arnold-Filmografie auf 49 Texttafeln (!) – klickt man dort jeweils auf die Spinnen, kann man sich noch insgesamt 11 Trailer aus dem Repertoire des Meisters reinziehen. Einfach klasse!
Im März 2014 schob Anolis Entertainment die ebenfalls inzwischen ausverkaufte Blu-ray hinterher, die aber bis auf Trailer und Werberatschlag mal abgesehen ohne die tollen Extras der DVD auskommen musste. Dafür gab es Verbessungen beim Bild.
- Zur besseren Übersicht finden sich hier nochmal alle Daten zur begehrten Silberscheibe: http://www.ofdb.de/view.php?page=fassung&fid=9820&vid=322458
- DAS GEHEIMNIS DES STEINERNEN MONSTERS war auch der letzte von insgesamt drei Filmen, bei denen John Sherwood (1903 – 1959) Regie führte. Davor inszenierte er den Western DIE MEUTE LAUERT ÜBERALL (1956) und DAS UNGEHEUER IST UNTER UNS (1956), welcher nach DER SCHRECKEN VOM AMAZONAS (1954) und DIE RACHE DES UNGEHEUERS (1955, beide von Jack Arnold) die „Kiemenmensch“-Trilogie abschloss.
- Grant Williams hatte seinen großen Auftritt im Jack-Arnold-Klassiker DIE UNGLAUBLICHE GESCHICHTE DES MR. C; Les Tremayne kennt man auch aus Byron Haskins‘ KAMPF DER WELTEN (1953) und Ib Melchior’s WELTRAUMSCHIFF MR-1 GIBT KEINE ANTWORT (1959).
- Einen amüsanten Kurzauftritt als zerstreuter Meteorologe, der das Wetter versucht vorauszusagen, absolviert Veteran William Schallert, dessen Filmkarriere weit über 60 Jahre umfasst. Zu seinen zahlreichen Genre-Auftritten zählen u.a. THE MAN FROM PLANET X (1951), GOG, FORMICULA (beider 1954), Norman Jewison’s Krimi-Drama IN DER HITZE DER NACHT (1967) und COLOSSUS (1970). Tribut zollte ihm Joe Dante, in dessen Filmen er kleine, feine Rollen hatte: und zwar in UNHEIMLICHE SCHATTENLICHTER (1983), GREMLINS (1984), DIE REISE INS ICH (1987), MATINEE (1993) und DIE KRIEGSMACHER (1997). In DIE UNGLAUBLICHE GESCHICHTE DES MR. C war er übrigens der Arzt von Grant Williams.
- Zweiter Titel innerhalb der „Rückkehr der Galerie des Grauens“ wird der Bert.-I.-Gordon-Schund DIE RACHE DER SCHWARZEN SPINNE sein, zu dem es auch hier einen Vorschautrailer gibt
- „Regisseur John Sherwood gelingt es in seinem Katastrophenfilm, einer Mischung aus Lawinen- und Erdbebenspektakel, die Albtraum-Atmosphäre durch trickreiche Demonstrationen des Gigantischen ringsum zu erzeugen.“ (Manfred Hobsch, DAS GROSSE LEXIKON DER KATASTROPHENFILME)
- „Nur zu Beginn spannende, bald nach den Klischees der Gattung verlaufende Mischung aus Horror und Science-fiction, die nur auf bescheidenem Niveau Unterhaltung bietet.“ (LEXIKON DES INTERNATIONALEN FILMS)