ANGIRALUS
USA 2006 / O: "Razortooth" / Prod.: Capital Arts Entertainment / Laufzeit: 90 Min. / FSK: ab 16
Regie: Patricia Harrington / Musik: Jeffery Alan Jones, Aldo Shllaku / Kamera: Rich Paisley / Schnitt: Don Stroud / Ausf. Prod.: Wes Burrell, Mike Elliott, Rob Kerchner / Prod.: Joseph P. Genier / Buch: Matt Holly, Jack Monroe
Doug Swander (Delmar Coates), Kathleen LaGue (Sheriff Ruth Gainey-Coates), Simon Page (Dr. Abramson), Tim Colceri (Lott Dryer), Kate Gersten (Holly), Brandon Breault (Dean), Josh Gad (Jay Wells), Matt Holly (Mark Constance), Paul Di'Franco (Cook) sowie Adam McCrory, Joshua Rubin, Jack Monroe, Joe Genier, Mark Butler u.a.
Ein Aal! Jawohl, dieses Mal ist ein Aal, der für Stimmung an der Monsterfilm-Front sorgen soll, obwohl auch er nur in den üblichen Tier-Horror-Gewässern schwimmt, in denen seit Spielbergs DER WEISSE HAI über die Jahre hinweg Krokodile, Piranhas und Schlangen in schöner Regelmäßigkeit kräftig zuschnappten.
Gängigen Genre-Formeln entsprechend ist auch hier ein ganz besonders biestiges Exemplar von Aal nach Gen-Experimenten aus dem Labor eines verhinderten Wissenschaftler-Genies entfleucht und inzwischen zu monströsen Ausmaßen heran gewachsen. Nun treibt das Ungetüm sein Unwesen in Südfloridas Sümpfen, wo der verantwortliche Dr. Abramson (Simon Page) ein paar bescheuerte Studenten zusammengetrommelt hat, um es wieder einzufangen. Doch was so ein genmanipulierter Monster-Aal ist, der läßt sich von ein paar menschlichen Winzlingen keinesfalls die Fresstour vermiesen, ganz im Gegenteil, stehen sie doch als Appetitshappen für zwischendurch mit auf seiner Speisekarte. Die Opferzahl schnellt rasant in die Höhe und so hat sich auch schon eine schießwütige Kleinstadt-Bürgerwehr unter Anführung eines grenzdebilen Hinterland-Rambos (Tim Colceri) zusammen gefunden, denn es wird noch eine jugendliche Paddel-Truppe in den Everglades vermisst, für deren Verschwinden man zunächst zwei ausgebüxte Häftlinge, die hier auch noch mitmischen, verantwortlich macht. In dieser Situation müssen nun Sheriff Ruth (Kathleen LaGue) und ihr Ex, der Wildhüter Delmar (Doug Swander), einen kühlen Kopf bewahren. Für die glücklich Geschiedenen (und den menschelnden Faktor sozusagen) bleibt zwischen Unterholz-Gelatsche und Aal-Fressattacken noch Zeit für eine betuliche Wald- und Sumpf-Romanze – kaum voneinander getrennt, landen unsere beiden Helden erstmal in der Kiste. Die überflüssige Love-Story hält sich aber, Gott sei’s gedankt, in Grenzen, sorgen doch diverse Schauplatzwechsel und Nebenfiguren, freilich nur eingeführt, um gefressen zu werden (wie der Dicke, der vom Abort verschluckt wird), für etwas Abwechslung.
Ein brüllender Monster-Aal – das ist doch schon mal zum Brüllen. Und so prescht man ungeniert in s(t)umpfsinnige Trash-Gefilde vor. Inmitten von Südstaaten-Flair und Billig-Optik bemüht Regisseurin Patricia Harrington so viele Horror-Klischees wie möglich, doch das auf so unbekümmerte Weise, das einem unterhaltsamen Filmabend inmitten eines fachkundigen Publikums, das solche Geschichten entsprechend zu honorieren weiß, nichts im Wege steht. Freilich ist der Monster-Aal auch hier nur ein billiger, computeranimierter Spezialeffekt, der sich auf unfreiwillig komische Weise durch Wald und Sumpf hangelt und mit dem RAZORTOOTH (Originaltitel) seine Low-Budget-Herkunft offenbart. Was hier gar nicht so stört, denn das putzige Aal-Design ist ein Hingucker wert: so richtig schön mit Glubschaugen und Reißzähnen, gierig zuschnappen und für einige Splatter-Einlagen, in denen diverse zerfetzte Leiber und Körperteile über den Waldboden purzeln, sorgen. Das Drehbuch hat der Monster-Aal gleich mit zerschreddert.
Das hier eine Frau als Sheriff zu erleben ist, hat nichts zu sagen, denn sie hat nichts zu sagen, auch wenn sie ein, zwei Mal ihr Stimmchen gegen das Kleinstadt-Selbstjustiz-Kommando erhebt. Was sie nicht kann, das macht ihr (Ex-)Mann, denn selbst ist der Mann, wenn Frau nicht kann. Im haarsträubenden Haudrauf-Finale imponiert Delmar seine Ruth, in dem er einen auf Schwarzenegger macht und den garstigen Monster-Aal in den Schwitzkasten nimmt. Wenn das kein gewollter Trash ist, dann sollte Patricia Harrington lieber keine Filme mehr machen.
Ein charmanter Monster-Spaß, der niemandem weh tut – von den Aal-Opfern mal abgesehen.