Regie, Buch + Co-Ausf. Prod.: Robert Hall / Kamera: Scott Winig / Schnitt: Andrew Bentler / Ausf. Prod.: Kevin Bocade / Prod.: Bobbi Sue Luther, Chang Tseng
Darsteller: Bobbi Sue Luther (The Girl), Kevin Gage (Tucker), Lena Headey (Cindy), Sean Whalen (Steven), Richard Lynch (Mr. Jones), Johnathon Schaech (Johnny), Thomas Dekker (Tommy), Nick Principe (Chrome Skull Killer), Jana Kramer (Jamie) sowie Lucas Till, Anthony Fitzgerald, Seri DeYoung
Kein sehr angenehmer Ort, an dem diese namenlose, junge Frau (Bobbi Suther Luther) da erwacht: in seinem Sarg mitten im Leichenschauhaus! Wie sie da hingekommen ist? Keine Ahnung. Ihr Name? Sonstige Erinnerungen? Fehlanzeige. Viel Zeit zum Luftholen und Nachdenken bleibt unserer Uschi ohnehin nicht, sieht sie sich doch fortan von einem bestialisch drauflos mordenden Killer verfolgt. Polizei und Telefon sind scheinbar unerreichbar und so gilt es für Uschi, sich durch eine blutige Nacht zu schlagen…
Und um viel mehr geht es in LAID TO REST auch nicht. Regisseur und Autor Robert Hall wusste wie man so einen mustergültigen Slasher in Szene setzt: Auf eine Geschichte kann getrost verzichtet werden, wenn man erst mal eine enthusiastische, charismatische Killer-Type hat, die die begangenen Morde möglichst kreativ und blutig ausgeführt hat. Und so setzte Hall sich hin, brütete und schwitzte, und heckte sich was aus, die Personifizierung von Böse-Jungs-Phantasien vielleicht oder doch nur eine weitere Ausgeburt im Schlitzerfilm-Genre: den Chrome-Skull-Killer! Ausgestattet mit einer verchromten Totenkopf-Gesichtsmaske, zwei zackigen Zackenmessern und einer handlichen Schulterkamera, deren rotes Aufnahmelicht immer dann aufleuchtet, wenn der Chrome-Skull-Killer zur blutigen Tat schreitet. Und er wird schreiten. Und es wird bluten.
Es mag Berechnung für Robert Hall gewesen sein, auf eine Story zugunsten eines deftigen Mordreigens zu verzichten, was im vorliegenden Fall sogar mal wieder aufgegangen ist. Verzichten und verzichten ist ein himmelweiter Unterscheid: manche können auf eine Story verzichten, andere auf den gesamten Film. Wenn man wie Hall auch mal auf dieses nutzlose Ding namens Story verzichten kann, wird man bei LAID TO REST, der einen mustergültigen Slasher abgibt, durchaus Freude haben. Hall setzte seine Metzel-Orgie schnell, hart und (beinahe) humorfrei in Szene, sozusagen als Old-School-Horror im modernem Gewand. Schon der rasante Vorspann zeigt uns, in welche Richtung der Film inhaltlich und stilistisch geht: blutige Mordtaten inmitten einer schnellen Schnittfolge, Videoclip-Ästhetik und Schrabbelmucke-Soundtrack. Dummerweise hat Patrick Lussier mit seinem tollen 3D-Remake MY BLOODY VALENTINE (2009) bewiesen, dass die entsprechenden Effekte mit einer spannenden Geschichte doch in Einklang zu bringen sind. Trotzdem: in Zeiten der uninspirierten, lustlosen 08/15-Remakes (u.a. UNBEKANNTER ANRUFER und Nispel’s unglücklicher FREITAG, DER 13.) stellt LAID TO REST dem Genre entsprechend kurzweilige Unterhaltung dar. Wer Slasher-Filme mag wird sich hier zumindest nicht langweilen.
Mitproduziert wurde dieser Blutschlucker von Hall’s Ehefrau Bobbi Sue Luther, die es für nötig hielt, auch noch die Hauptrolle, die ihr Gatte extra für sie und nur für sie geschrieben haben will, zu übernehmen. Hilflos und ohne jegliche Ausstrahlung stürzt Bobbi Sue Luther als Schreiluder durch die blutige Jagd; nebenbei gilt es noch für sie die Erinnerung an ihr bisheriges Leben wieder zu erlangen. Die Erinnerung könnte böse ausfallen: Wer möchte schon eine schlechte, unbedeutende Schauspielerin sein?
Der übrige Cast gibt sich da schon mehr Mühe. Kevin Gage und Lena Headey spielen das Pärchen, bei dem Uschilein zu Beginn Zuflucht findet, unser Skeletor-Verschnitt natürlich hinterher und krallt sich die Headey, die nach wenigen Auftritten einen unsanften Tod sterben darf. Gage und Uschi Schreiluder rennen davon, Unterstützung findet man in Sean Whalen (TWISTER, 1996; PYTHON, 2000; Rob Zombie’s HALLOWEEN II, 2009), der hier als neurotischer Computer-Nerd mit Mutterkomplex, eine Mischung aus Steve Buscemi und Simon Gosejohann, zu sehen ist. Johnathon Schaech und Thomas Dekker geben potentielle Opfer-Kandidaten ab, zudem gibt es ein (leider nur kurzes) Wiedersehen mit Veteran Richard Lynch (CYBORG III; Rob Zombie’s HALLOWEEN) als umtriebigen Leichenschauhaus-Besitzer.
Was man Hall anrechnen sollte, ist, dass er auf die gescheiterten humoristischen und pseudo-parodistischen Entgleisungen anderer Slasher-Kollegen getrost verzichten konnte, doch trotz aller „Ernsthaftigkeit“ haftet seinem kurzweiligen Werk eben jener Fun-Charakter an, der besonders auf einschlägigen Filmfestivals oder geselligen Filmabenden zur Geltung kommt. Und so etwas wie den Chrome-Skull-Killer kann man auch nur als Fun abtun. Oder Gift für Filmkritiker.
Letzten Endes scheint es so, als wollte Robert Hall auf Krampf eine Slasherfilm-Ikone, wie es die Herren Krueger, Voorhees und Myers sind, kreieren. Ob es der Chrome-Skull-Killer in diese Creme de la Creme schaffen wird? Wer weiß. Ein Sequel und ein Prequel hat Robert Hall schon mal angekündigt.
- LAID TO REST bietet ein Wiedersehen mit den beiden Hauptdarstellern der inzwischen eingestellten Serie TERMINATOR: THE SARAH CONNOR FILES, die es 2008 und 2009 auf 31 Episoden brachte und bei der Robert Hall mit für die Make-up-Effekte zuständig war. Lena Headey verkörperte dort Sarah Connor, Thomas Dekker ihren Filmsohn John Connor.
- Die 1973 auf den Bermudas geborene Headey gab ihr Debüt in WATERWORLD (1992) von beiden Kevin’s Costner & Reynolds; weitere Rollen hatte sie u.a. in DAS DSCHUNGELBUCH (1994) von Stephen Sommers, im TV-Dreiteiler MERLIN (1998), an der Seite von Gwynyth Paltrow im Mystery-Drama POSSESSION (2002), im Höhlen-Horror THE CAVE (2005), in Terry Gilliam’s THE BROTHERS GRIMM (2005), als Queen Gorgo in Zack Snyders 300 (2006), im Bodysnatcher-Horror THE BROKEN (2008) und als irgend eine Käte in DER ROTE BARON (2008)
- Der sonst auf Bösewicht-Rollen abonnierte Kevin Gage war übrigens auch in Hall’s Debütfilm LIGHTNING BUG aus dem Jahre 2004 zu sehen, des weiteren u.a. in DEE SINDER’S STRANGELAND (1998), im Drogenrausch-Drama BLOW (2001, mit Johnny Depp und Franka Potente), in Lucky McKee’s MAY (2002) und in AMUSEMENT (2008) – ebenfalls von der Metzel-Schlitzer-Front. Johnathon Schaech sah man u.a. in der flachbrüstigen Erotikthriller-Schmonzette POISON IVY II (1996), in der Anarcho-Klamotte WELCOME TO WOOP WOOP (1997), als Harry Houdini in HOUDINI (1998), in J. S. Cardone’s Vampir-Horror THE FORSAKEN (2001), in 8MM 2 (2005), den keiner brauchte, in ROAD HOUSE 2 (2006), den auch keiner brauchte, im komplett überflüssigen Slasher-Remake PROM NIGHT (2008), das nie einer haben wollte, und in QUARANTINE (2008), der Ami-Version des spanischen Horror-Hits REC (2007)
- Die in Deutschland erschienene DVD und Blu-ray von I-On New Media ist an 7 Stellen um insgesamt 18 Sekunden geschnitten.