ABOMINABLE
USA 2006 / O: "Abominable" / Prod.: Red Circle Prod.; Syfy Channel /Laufzeit: 94 Min. / FSK: ab 16
Regie + Buch: Ryan Schifrin / Musik: Lalo Schifrin / Kamera: Neal Fredericks / Schnitt: Chris Conlee / Prod.: Donna Cockrell, Theresa Eastman, Paul Spadone / Story: James Morrison / Spezialeffekte: Christien Tinsley, Joe Russo, Gary F. Bentley
Matt McCoy (Preston Rogers), Jeffrey Combs (Clerk), Lance Henriksen (Ziegler Dane), Rex Linn (Farmer Hoss), Dee Wallace Stone (Ethel Hoss), Paul Gleason (Sheriff Halderman), Phil Morris (Deputy McBride), Christien Tinsley (Otis Wilhelm), Haley Joel (Amanda), Karin Anna Cheung (C.J.), Natalie Compagno (Michelle), Mike Deak (Monster), James Morrison (Dr. Seussmeyer), Chad Smith (Deputy Parker), Paul Spadone (Deputy Jackson) sowie Ashley Hartman, Tiffany Shepis, Jim Giggans u.a.
Stell‘ Dir mal vor, du bist nach einem schrecklichen Unfall an den Rollstuhl gefesselt und die einzige Abwechslung in deinem jetzigen Zustand, das Stieren mit dem Fernglas ins gegenüberliegende Fenster, entpuppt sich als purer Schrecken und Zustand permanenter Hilflosigkeit. Dies widerfährt dem unglücklichen Preston Rogers (Matt McCoy), der seit jenem folgenschweren Bergkletterunfall, der das Leben seiner Frau kostete und ihn an den Rollstuhl fesselte, in einer tiefen seelischen Krise steckt. Prestons Therapeut meinte, ein Kurztrip in genau die Berghütte, wo er die letzten Stunden mit seiner Frau verbrachte, könnte ihm helfen und so geht’s, unter der strengen Aufsicht des ungeliebten Pflegers Otis (Christien Tinsley), erneut in die Berge. Da hockt er nun in seinem ehemaligen Urlaubsdomizil wie einst James Stewart in DAS FENSTER ZUM HOF, nur das er hier nicht Zeuge eines Mordes wird, sondern beobachtet, wie ein schreckliches, Monster-Ungetüm Marke „Bigfoot“ die fünf Studentinnen in der gegenüber liegenden Berghütte nacheinander dezimiert…
Einen klassischen Monsterfilm hat Ryan Schifrin, der Sohn von Soundtrack-Legende Lalo Schifrin, in ABOMINABLE im Sinn gehabt, wobei klassisch in diesem Fall so zu definieren ist, daß sein Filmdebüt eben mit allen klassischen Unzulänglichkeiten und Klischee-Staksereien, die eben Monsterfilme manchmal auszeichnen, geradezu vollgestopft ist. Ganz klassisch fängt ABOMINABLE an, mit einem bewährten Einstiegs-Opener, in dem ein älteres Ehepärchen (Rex Linn & Dee Wallace Stone) nachts aus dem Schlaf gerissen wird und erschreckt feststellen muss: irgendein schreckliches Ungetüm hat dasselbe mit dem Vieh auf der Weide getan! Noch bevor der Vorspann einsetzt, verfolgt der Zuschauer mit dem verdutzten Ehepärchen (incl. Stoßgebet) die riesigen Spuren im Schnee, die auf ein besonders schreckliches, großes Ungetüm hindeuten. Eine klassische Monsterfilm-Zutat, die Schifrin wenigstens einmal wirkungsvoll einsetzt: er lässt uns mit der Identität des Ungetüms lange im Unklaren. Und trotz Zeitungsfetzen im Hintergrund, die auf eine Bigfoot ähnliche Gestalt hindeuten, können wir nur ahnen, was für ein schreckliches Ungetüm hier für Angst und Schrecken sorgt.
Bevor es hinauf in die Berghütte geht, schauen wir zu Beginn noch kurz bei Tankstellenverkäufer Jeffrey Combs vorbei, der, wenn auch mal wieder nur im Hintergrund, den schrägsten Charakter darstellen darf: einen Kettenraucher mit Sauerstoffflasche auf’m Rücken. So viel zur aktuellen Nichtraucherdebatte. Nach diesem kleinen Schmankerl gibt’s viel, viel Leerlauf und so bestimmt erst einmal das nervige Gezerre zwischen Preston Rogers und seinem eklig-fiesen Aufpasser Otis das Geschehen. Dann wird diese eher fade Monster-in-den-Bergen-Mär auch noch langweilig, nämlich wenn das nicht unbedingt Welt bewegende Drehbuch zu viel Aufmerksamkeit den fünf gackernden Hühnern, die Preston durch sein Fernglas in der gegenüber liegenden Berghütte beobachtet, widmet. Für mich unverständlich: die haben Leute wie Jeffrey Combs, Paul Gleason, Dee Wallace-Stone und Lance Henriksen, die allesamt als Nebenrollen-Kanonenfutter herhalten müssen, an Bord und rücken doch wieder nur die üblichen Teenager-Knallchargen mit ihren Fick- und Kiffproblemen ins Zentrum des Geschehens. Von diesen dussligen, gackernden Hühnern, die sich allen Ernstes als Schauspielerinnen ausgeben und so schlecht sind, daß man die Namen, die sie missbrauchen, in den Stabsangaben möglichst am Schluss nieder tippt, um deren künstlerische Bedeutungslosigkeit zu unterstreichen, fällt insbesondere Haley Joel unangenehm auf. Man muss diese schauspielerische Elendsgestalt nicht unbedingt kennen. Die ist nur am schlechtesten, weil wir sie am längsten ertragen müssen: sie ist die einzige von den fünf Uschis, die überlebt (Nix da, mit Spoiler-Warnungen in so einem vorhersehbaren Gewimmel!).
Fast so nebenbei, möchte man meinen, fiel unserem jungen Regisseur ein, daß er ja einen klassischen Monsterfilm dreht und nicht die x-te Neuauflage von „Reich und blöd“. So erleben wir, was Preston Rogers noch so durch sein Fernglas erspäht: einen umgekippten Telefonmasten, rascheln im Wald, wackelnde Blätter und dann das: leuchtende Augen, die ihm aus dem Gebüsch heraus anstarren! Und dann wird er fast beiläufig und rein zufällig Zeuge, wie irgendein Ding sich eines von den jungen, hübschen Dingern, das draußen auf der Strasse grad am telen mit Schatzi-Spatzi ist, schnappt und den in den Wald zerrt. Doch keiner mag ihn glauben: sein Pfleger Otis, dem Preston ausgeliefert ist, knallt sich die Birne zu und will ihn mit Spritzen ruhig stellen, die Polizei nimmt seine Hilfeschreie per E-Mail nicht ernst und die Weiber halten ihn für einen Spanner. So geht das nun hin und her. Ryan Schifrin hat vielleicht selbst bemerkt, daß dies doch ein bisschen dürftig ist und so gibt es, losgelöst vom Hauptgeschehen, eine kleine Nebenhandlung, in der sich drei Veteranen nachts auf Monsterjagd begeben: Jeffrey Combs und Rex Linn, denen wir schon anfangs begegneten und die zusammen mit Lance Henriksen angetütelt am Lagerfeuer sitzen, sich die „Legende vom Waldmenschen“ um die Ohren hauen und Witze reißen, aber eben nicht sehr lange zu lachen haben. Man hätte ihnen gerne mehr Spielzeit gewünscht als nur eine 10minütige Szene, die aussieht, wie ein „Nachdreh, um das Ganze ein bisschen aufzupeppen“.
Dazwischen gibt’s noch ein, zwei Schwenks hinein ins Polizeirevier zu Paul Gleason in seiner letzten Rolle als desinteressierter Sheriff und Phil Morris als skeptischer Deputy, die Prestons vergebliche E-mail-Hilfeschreie als „Balla Balla“ abtun. Der holprigen Dramaturgie entsprechend, die ABOMINABLE bislang ausmachte, wirken deren Auftritte lieblos dahin geklatscht, was schade ist, hätte man doch Gleason einen besseren Abgang gewünscht. Eines ist jedenfalls klar: mit Schauspielern kann Ryan Schifrin noch nicht so gut umgehen. Dafür gibt’s aufgrund gewisser Beziehungen einen für Filme dieses Formats großen, aufwendigen Score.
Etwas ungelenk wirkt ABOMINABLE schon, obwohl er in den blutigen Monsterszenen, die sich Schifrin für das Schlussdrittel aufgehoben hat, überraschend gut funktioniert. Nur leider eben alles viel zu wenig und irgendwie verschenkt, obwohl so eine Monsterfilm-Variante von DAS FENSTER ZUM HOF durchaus Potential gehabt hätte.
4/10
Die illustre Nebendarstellerriege rund um Jeffrey Combs, Lance Henriksen, Dee Wallace Stone und Paul Gleason, Lalo Schifrin komponierte die Musik
Ein hölzern agierender Matt McCoy, verschenkte Nebendarsteller, Zickenalarm, Tinsley nervt, viel Story-Leerlauf, die furchtbare Synchro und dazu lauter dumme Hupfdohlen