ALL SOULS DAY: DIA DE LOS MURERTOS
USA 2005 / O: "All Souls Day: Dia de los Muertos" / Prod.: New Arc Entertainment; CFQ Film Production / Laufzeit: ca. 90 Min. (uncut) / FSK: ab 18
Regie: Jeremy Kasten / Musik: Joe Kraemer / Kamera: Christopher Duddy / Schnitt: Joseph Gutowski / Ausf. Prod.: Steve Brown, Morris Berger, John W. Hyde / Prod.: Mark A. Altman, Mark Gottwald / Buch: Mark A. Altman / Make-Up-Effekte: Almost Human
Travis Webster (Joss), Marisa Ramirez (Alicia), Danny Trejo (Vargaz Diaz), David Keith (Sheriff Blanco), Laura Harring (Martia), Jeffrey Combs (Thomas White), Ellie Cornell (Sarah White), Laz Alonso (Tyler), Nichole Hirtz (Erica), Mircea Monroe (Lilly White), Julia Vera (Oleta Diaz), Danielle Burgio (Esmeralda), Noah Luke (Ricky White), Damien Luvara (Raoul) sowie David Figlioli, Robert Budaska, Alex Dale u.a.
„…hat mich gebissen als wär‘ ich ein verdammter Big Mac!“
Mexiko 1892: Großgrundbesitzer Vargaz Diaz (Danny Trejo) treibt einen ihm unbeliebsamen Schatzsucher in den Selbstmord und führt eine Explosion herbei, die für die Bewohner eines gesamten Dorfes den Tod bedeutet. 50 Jahre später steht dort ein Motel und genau da checkt eines Nachts ein Ehepaar (Jeffrey Combs und Ellie Cornell) mitsamt Sohnemann (Noah Luke) und Töchterlein (Mircea Monroe, NO MAN’S LAND: THE RISE OF REEKER) ein – aber sie checken nie wieder aus. Zumindest nicht in diesem Leben. Und noch mal 50 Jahre später strandet das junge Pärchen Joss (Travis Webster) und Alicia (Marisa Ramirez) in dem abseits gelegenen Kaff, wo sie nach der obligatorischen Autopanne erst einmal für ’ne Weile festsitzen werden. Gleich bei Ankunft wohnen sie einer bizarren Totenzeremonie bei – eine junge Frau purzelt aus dem Sarg, quicklebendig, aber ohne Zunge.
Der örtliche Sheriff (David Keith, Stephen Kings DER FEUERTEUFEL) erweist sich nicht gerade als sehr hilfreich und da die Reparatur ihres Wagens einige Zeit in Anspruch nehmen wird, bleibt den beiden Turteltäubchen nichts anderes übrig als im Hotel der mysteriösen Marita (Laura Harring aus David Lynchs MULHOLLAND DRIVE & INLAND EMPIRE) zu übernachten. Das fauchende Mütterchen in der Ecke und einige geisterhafte Erscheinungen veranlassen Joss und Alicia dazu nicht länger als nötig zu bleiben und so bestellen sie mit dem letzten Anruf, den der Akku hergibt, zwei ihrer Freunde zu sich, die sie schnell aus dem Gruseldorf wegbringen sollen. Wenig später trudeln Tyler (Laz Alonso, CAPTIVITY) und Erica (Nichole Hiltz, TRAILER PARK OF TERROR) ein: er ist ein Schwarzer und sie eine (sehr, sehr) Blonde, damit wären sie auch schon charakterisiert. Solchen Leuten ist natürlich zum feiern als zum vorzeitigen abreisen zumute. Und zum feiern gibt es so einiges: der Tag der Toten steht bevor, wo mit den Untoten jene Bewohner aus ihren Gräbern steigen, deren Tod der nach ewigen Leben trachtende Vargaz Diaz zu verantworten hat. Nun hat er sie ein Leben lang am Hals, zumindest an diesem einem Tag im Jahr. Und der liebreizenden Alicia wird die große Ehre zuteil, als williges Menschenopfer dienlich zu sein, um so die Heerscharen des Todes zu besänftigen. Als ihr Macker Joss das entsprechende Ritual unter der Aufsicht von Sheriff Blanco gründlich versaut und seine Uschi gerade noch so retten kann, geraten die bunt kostümierten Zombie-Bewohner erst recht in Rage…
Regisseur Jeremy Kasten läutet den Tag der Toten, Mexiko’s Pendant zu Halloween, ein und doch steht mal wieder nur eine Nacht der lebenden Doofen bevor. Für sich betrachtet handelt es sich hier um ein ziemlich ödes Untoten-Flickwerk, das auf eine unausgegorene und manchmal auch langatmige Weise mit allerlei rituellen Mythen, Esoterik-Humbug und Folklore-Zombies aufzutrumpfen versucht. ALL SOULS DAYS – ein Film, der von Untoten handelt und dabei selbst so was von tot ist.
Innerhalb der ersten Viertelstunde stolziert Kultstar Danny Trejo als eitler, diabolischer Großgrundbesitzer durch die im wahrsten Sinne des Wortes versandete Szenerie und darf im Finale quasi seine Wiederauferstehung feiern, während Horrorlegende Jeffrey Combs und Kollegin Ellie Cornell recht schnell wieder aus der Handlung verschwinden. Dabei ist deren kurzer Auftritt als Ehepaar im kompletten 50er-Jahre-Outfit das einzige Highlight des gesamten Films.
Stattdessen bleibt der weitere Verlauf zunächst dem langweiligen Belanglosgeplänkel der beiden Hauptfiguren überlassen und weil in solchen Filmen ein doofes Pärchen nicht schon genug ist, wurde flugs noch ein doofes Pärchen ins Drehbuch geschrieben: der Quoten-Neger und sein kongenial ergänzendes blondes Dummchen, von Beruf: Cheerleader. Sporadisch auftretende und lieblos arrangierte Genre-Gruseleien wie Schreckgestalten im Spiegel, Stimmen, Visionen und vorbei huschende Schatten erzeugen in dieser Form nur ein weiteres Gähnen. Die Auftritte von David Keith und Laura Harring können darin auch nichts ändern: die Harring chargiert als mystische Mexiko-Minna, welche in einem betont geheimnisvollen Tonfall vor sich hinnuschelt, während der olle David Keith als unsympathische, humpelnde Sheriff-Type die abgeschnittene Zunge aus seiner Schreibtischschublade aufspießen darf und einen kleinen, arg bemühten Pussy-Monolog von sich gibt, der nach Cheech Marin’s Pussy-Aufschrei in FROM DUSK TILL DAWN (1996) unerhört geblieben ist.
Regisseur Kasten und Autor Altman waren sich selbst unschlüssig darüber, ob sie dieses ganze Gemähre als ernsthaften Horrorfilm oder doch besser als Parodie anlegen sollen. Das sich Lachen und Schrecken gut im Horrorfilm vertragen, wurde ja schon des öfteren demonstriert, bei ALL SOULS DAY hat’s mal wieder nur zur unfreiwilligen Komik gereicht. Und selbst die war schon anderswo weitaus komischer anzusehen.
So dürfte zumindest die Trash-Fraktion, wenn sie denn diverse Leerlauf-Passagen überstanden hat (Aber wozu gibt es Vorspultasten – und Tequila!), in den letzten 20, 30 Minuten geringfügig auf ihre Kosten kommen. Mit dem Gore-Pegel steigt der Trash-Pegel: da mausert sich das dumme Paris-Hilton-Blondchen von der einen Szene auf die andere zur knallharten Power-Frau, die akrobatisch geschickt über Dächer springt und Messer in Zombieköpfe pflockt, so als hätte sie nie etwas anderes getan, nur um dann doch die Hirnblondine herauskehren zu lassen, die sich bereitwillig von den torkelnden Untoten auseinander nehmen lässt, anstatt mit dem Wagen, in dem sie sitzt, die Flucht zu ergreifen. In seiner Gesamtkonzeption könnte ALL SOULS DAY aus dem Fundus des Dr. Uwe Boll entsprungen sein. Tatsächlich haben Drehbuchautor Mark A. Altman und Gaststar Ellie Cornell entsprechende Erfahrung: beide wirkten im Boll-Meisterwerk HOUSE OF THE DEAD (2003) mit. Dort aber machten die Zombies und das ganze Drumherum einfach mehr Spaß als in dieser belang- und lieblosen Anhäufung beliebiger Genre-Zutaten.
4/10
- Jeffrey Combs spielte noch in zwei anderen Filmen von Jeremy Kasten mit: THE ATTIC EXPEDITIONS und das H. G. Lewis-Remake WIZARD OF GORE. Die Welt ist ein Dorf.
- Bei uns bislang auf DVD von I-On New Media veröffentlicht