ASTRO-ZOMBIES - ROBOTER DES GRAUENS
USA 1968 / O: "Astro-Zombies" / AT: "The Space Vampires"; "Space Zombies" / Prod.: RAM Ltd. / Laufzeit: 87 Min. (uncut) / FSK: ungeprüft
Regie + Prod.: Ted V. Mikels / Musik: Nico Karaski [= Ted V. Mikels] / Kamera: Robert Maxwell / Schnitt: Theo. Mikacevich [= Ted V. Mikels] / Ausf. Prod.: Wayne M. Rogers, Kenneth Altose / Buch: Ted V. Mikels, Wayne M. Rogers
John Carradine (Dr. DeMarco), Wendell Corey (Holman), Tom Pace (Eric Porter), Tura Satana (Satana), Joan Patrick (Janine Norwalk), Rafael Campos (Juan), Joseph Hoover (Chuck Edwards), Victor Izay (Dr. Petrovich), William Bagdad (Ephraim), Vincent Barbi (Bonzo), Egon Sirany (Sergio Demozhenin) sowie Jean Pirie, John Hopkins, Janis Saul, Wally Berns, Vic Lance, ungenannt: Ted V. Mikels (Bongo-Spieler) u.a.
„Wir müssen die Gehirntransplantation wirksam werden lassen, solange sich der Körper noch in semikreogenischen Zustand befindet…“
Eine junge Frau lenkt ihren Wagen durch die Straßen irgend einer amerikanischen Vorort-Gegend, um eben diesen unfallfrei in der Garage einzuparken. Doch dort lauert schon ein unheimlicher, mit einem Plastiktotenkopf maskierter Fremder in der Ecke, der die arme Dame mit einer Gartenschere malträtiert. Blutspritzer auf dem weißen Mustang. Anschließend poltern die Credits über den Bildschirm, dazu brettern Spielzeugroboter- und panzer über’s Bordsteinpflaster und offenbaren uns u.a. die wohlklingenden Namen von John Carradine und Tura Satana auf der Besetzungsliste sowie jene Schundfilm-Koryphäe, der wir diesen ganzen Mist hier zu verdanken haben: der unverwüstliche Ted V. Mikels. Jahrgang 1929, von Beruf aus: Polygamist und unabhängiger Filmemacher. Eine Zeit lang soll er mit mehreren Frauen in seinem ganz persönlichem Lustschloss gelebt haben, nebenbei bereicherte er die Filmwelt mit allerlei Nonsens, darunter GIRL IN GOLD BOOTS (1968), IN DEN KRALLEN DER SATANSTÖCHTER (1972), THE DOLL SQUAD (1973), die von ihm produzierte Delikatesse DIE WURMFRESSER (1977) und – nicht zu vergessen – DIE LEICHENMÜHLE (1971), die obskure Geschichte zweier Tierliebhaber, die Menschenfleisch zu Katzenfutter verarbeiten. Ted V. Mikels sagte einmal: „Wenn ich es des Geldes wegen tun würde, würde ich wahrscheinlich etwas ganz anderes machen.“ Nun, diese Selbsteinschätzung lässt sein gesamtes filmisches Schaffen, mit dem er so einige Filmkritiker geschafft hat, in einem ganz anderen Licht erscheinen.
Einer seiner berühmt-berüchtigten „Arbeiten“ stellt der markerschütternde ASTRO-ZOMBIES – ROBOTER DES GRAUENS aus dem Jahre 1968 dar: John Carradine (SHOCK WAVES – DIE SCHRECKENSMACHT DER ZOMBIES; HEXENSABBAT; HOWLING; TODESSCHREI IM MÄDCHENPENSIONAT), der den Drang hatte, in so vielen Filmen wie möglich mitzuwirken, unabhängig davon, das diese Filme zum Karriereende hin immer schlimmer wurden, spielt hier den irren Dr. DeMarco, der im eigenen Keller sein ganz persönliches Labor des Schreckens aufgebaut hat, wo er unschuldiges Menschenmaterial in die Titel gebenden Astro-Zombies umwandelt. Das alles geschieht natürlich und zweifelsfrei, und davon ist Dr. DeMarco felsenfest überzeugt, zum Wohle der Menschheit. Lassen wir ihn doch einfach selbst zu Wort kommen: „Wir werden sein Erinnerungsvermögen in die Erinnerungsbank deponieren; irgend ein Astromann wird mal mit seinem Wissen gefüttert werden. Eines Tages werden wir in der Lage sein, die Erinnerungsbank mit den genialsten Gedanken der Welt zu füllen und für alle Zeit konservieren – zum Wohle der Menschheit.“ Als besessener Forscher geht Carradine hier auf wie ein Hefekloß: er beugt sich über Maschinen, drückt auf Knöpfe rum, knipst Lichter an, legt Hebel um und hantiert an seinen blinkenden und fiependen Apparaturen. Es gibt keinerlei Zweifel, dass Carradine hier nicht in der Lage wäre „Gedankenwellenübertragungen durch Funkfrequenzen“ loszutreten und Informationen aus dem Computer in das Gehirn seines Probanden zu übertragen. Es mögen Rollen wie diese gewesen sein, die Woody Allen dazu veranlasst haben, John Carradine in seiner Aufklärungsarbeit WAS SIE SCHON IMMER ÜBER SEX WISSEN WOLLTEN… (1972) mit dem Part des verrückten Wissenschaftlers, aus dessen Labor eine Riesentitte ausbricht, zu besetzen.
„Ab mit dir in die ewige Hundehütte!“
Hilfreiche Unterstützung bekommt er durch sein stummes, offenbar in zwei verschiedene Richtungen schielendes Faktotum Ephraim (William Bagdad), einem buckligen Ygor-Verschnitt mit Karl-Dall-Gedächtnishängelid, der dem guten Doktor bei dessen Experimenten assistiert („Mach den Blutwechsler fertig!“) und gerade dahingeschiedene Opfer von Verkehrsunfällen für eben diese aufsammelt und brav auf die Pritsche im unterirdischen Labor-Bunker schnallt. Die Roboter-Zombies unterliegen DeMarco’s Willen und können ihre Mechanik-Organe mittels Solarzelle selber mit Energie versogen. Was gegen Ende für einen echten Kracher-Lacher sorgt, als einem Astro-Zombie der Energiepack abhanden kommt und er sich aus diesem Grund die Taschenlampe an den Nischel, da, wo seine Solarzelle ist, hält, um nicht einfach so umzukippen. Vor lachen vom Hocker kippen wird da der Zuschauer – oder vor lauter Langeweile, je nachdem.
Kein Experiment ohne Nebenwirkungen: Einer der Astro-Zombies war in seinem früherem Leben dummerweise ein irrer Psychopath gewesen, was er in seinem Dasein als Mensch/Roboter-Hybrid fortsetzt und weiter fröhlich Frauen killt. Die schreckliche Mordserie hält die CIA unter Federführung des altgedienten Holman (Wendell Corey in seiner letzten Rolle) auf Trab und so werden die besten Agenten (Tom Pace und Joseph Hoover) ins Rennen geschickt, um DeMarco dingfest zu machen. Ja und dann ist da noch ein asiatisches Killer-Babe (Tura Satana), die mit ihrem dauergrinsenden Mexikaner-Maxe (Rafael Campos) und einem dubiosen Mafiosi-Verschnitt (Vincent Barbi) im Schlepptau DeMarco’s Forschungen zu eigen machen will. Mit dem Peilgerät auf dem Schoß kutschiert das Gangstertrio durch die Straßen und als sie schließlich DeMarco’s unterirdische Laborkatakomben ausfindig machen, treffen alle Parteien im blutrünstigen Finale genau dort aufeinander…
„Na, da werd‘ ich mich mal empfehlen, ihr asiatischen Wachteln!“
Dem Einfluss von Co-Autor- und Produzent Wayne Rogers (DIE SCHRECKENSKAMMER), der 1964 bereits mit Mikels an dessen DR. SEX konspirierte und zwischen 1972 und ’75 als Captain John McIntyre in der Kultserie M.A.S.H zu Ruhm und Ehren kam, ist es zu verdanken, dass man zum Teil auf dem damaligen Anwesen von Peter „Columbo“ Falk drehen durfte. O-Ton Rogers: „Peter dachte, ich sei verrückt, als er die Muster sah.“ Eine nahe liegende Vermutung. Verrückt ist das hier alles ohne Zweifel und über jede Kritik erhaben. Sich über den zweifelsfrei vorhandenen Dilettantismus und der Unfähigkeit von Seiten des Regisseurs aufzuregen, ist da keine Kunst mehr. Für Grindhouse-Fans bietet dieses schmuddelig-schrullige Bahnhofskino-Entertainment nichts desto trotz einige erhabene Trash-Momente: neben der oben erwähnten Taschenlampen-Szene wäre dies etwa ein Macheten schwingender Astro-Zombie, der einem CIA-Beamten die Rübe abhackt oder das unter eine Käseglocke gestülpte (Plaste-) Gehirn, das mittels Frequenzänderung am Oszillator zum zittern und wackeln gebracht wird. Doch auch die hartnäckigsten Verfechter des schlechten Geschmacks werden einräumen müssen, dass dieses bizarre Mad-Scientist-Schauermärchen manchmal auch nur eines ist: langatmig. Man muss schon einiges an Geduld mitbringen. Im Kreise guter Freunde kann man die zu lang geratenen Leerlauf-Passagen, da, wo manchmal einfach nur nichts passiert, mit Konversation überbrücken: „Weißt Du, dass der auch heute noch umtriebige Ted V. Mikels viele, viele Jahre später 2 sogenannte Fortsetzungen drehte?“ „Nein, mach‘ kein Quatsch!“ „Doch! Da kamen noch 2002 MARK OF THE ASTRO-ZOMBIES und 2010 ASTRO-ZOMBIES: M3 – CLONED dazu. Da können wir ja mal einen ASTRO-ZOMBIES-Filmabend veranstalten!“ „Oh, nein, nicht auch das noch. Ein Film reicht schon…“ Wohl war. Manchmal ist schlecht einfach nur schlecht.
Tatsächlich bietet einem dieses abstruse, planlose Sammelsurium an Schmott und Stümperei lediglich durch einen Schwenkschnitt zusammen gehaltene Szenen, die nicht zueinander passen und unnötig in die Länge gezogen werden, um so die Laufzeit zu strecken, was wiederum auf Kosten von Spannung und Tempo geht. Entweder ist dies Mikels nicht bewusst gewesen oder ihm ist es schlichtweg egal. An und für sich wesentliche Handlungsmerkmale, wie z.B. der Amoklauf des erschaffenen Monsters, werden ganz so nebenbei in einem dröge dahin genuschelten Dialog abgekanzelt, während man sich lieber mit noch so unwichtigen Details aufhält. Zum Beispiel Auto fahren. Oder da schwadroniert Carradine in seinen episch breit gewalzten Experimentierszenen oder sagt auch mal gar nix, etwa wenn er sich über eine Apparatur beugt, diese aufschraubt, daran herumwurschtelt, dabei irgendetwas nuschelt, das Ding wieder zusammensteckt – nur um den Vorgang zu wiederholen. Daneben darf in der Loser-Ecke der buckelnde und bucklige Ephraim mit lüsternem Blick die Gurte einer auf der Pritsche angeschnallten, halbnackten und ständig schreienden Uschi festzurren.
Zu all dem gesellt sich ein konfuses Wirrwarr nicht zueinander passender Nebenhandlungen: dort werden u.a. CIA-Agenten gekillt, während im dubiosen Nachtklub ein böser Bubi-Bube die Männer mordende Satansbraut Satana mit geheimen Tonbandaufnahmen von Dr. DeMarco das Dreifache des ursprünglich geforderten Geldbetrages zu entlocken versucht, was wiederum zu einem der hier zahlreich vorhandenen Dialog- und Synchronisations-Köstlichkeiten führt:
Böser Bubi-Bube: „Das Risiko war größer als wir dachten und deshalb brauch‘ auch ich mehr Bares, schönes gelbes Kind.“
Satana: „Sie Schwein!“
Juan, der Mexikaner-Maxe: „Nimm deine Flossen aus der Tasche, sonst seh‘ ich mir deine Speiseröhre mal von innen an!“
Im besagten Nachtklub (der schon tagsüber gut besucht ist) trifft man auch unsere taffen, von Pace und Hoover nuschelnd und lallend verkörperten CIA-Agenten an, die sich – verständlicherweise – erstmal ihre Karriere schön saufen müssen, sich albernen Trinkspielchen hingeben und die ganzkörperbemalte Tänzerin bei ihrem Showact lüsternd anstieren. Mit anwesend ist auch jene Trulla, die sich wenig später als Astro-Zombie-Köder zur Verfügung stellen darf. Im Hintergrund dieser zwielichtigen Nachtklub-Spelunke gibt es übrigens Mr. Ted V. Mikels höchstpersönlich als Bongo-Spieler zu entdecken, ein musikalisches Highlight, das die Leute von Subkultur Entertainment als Audio-Track mit auf ihre entzückende DVD zu den Extras gepackt haben.
Von der Öffentlichkeit fast unbemerkt liefert das kleine Label Subkultur Entertainment mit den ASTRO-ZOMBIES den Startschuss zu der insgesamt auf 8 DVD-Veröffentlichungen angesetzten „Grindhouse Collection“, die alternativ zu den mit dem Roger-Corman-Klassiker GESANDTER DES GRAUENS begonnenen „Drive-In Classics“ erscheint. Die ASTRO-ZOMBIES werden übrigens in einer schmucken Box geliefert, die Platz bietet für die 7 weiteren Titel und schon vor Veröffentlichung (am 19.11.2010) ausverkauft war. Die Aufmachung versprüht echtes Grindhouse-Feeling und nicht umsonst schreien einem die Wortfetzen „Lust – Grauen – Ekel“ auf dem dekorativen Sammelschuber regelrecht zu an.
Legt man die DVD ein, kreiselt einem erst mal das Subkultur-Logo mit rhythmischen Herztönen entgegen. Danach hat man die Wahl, ob man gleich zum Hauptfilm mit seinen Extras gelangen möchte oder das Grindhouse-Kino entdecken will. Klickt man auf letzteres, offenbart sich einem eine kuriose Trailerparade, die mit dem obligatorischen „Demnächst bei uns im Programm“-Jingle eingeleitet wird. Und schon befindet man sich inmitten der zur dudelnden 70er-Jahre-Mucke angepriesenen Aufklärungsarbeit PORNOGRAFIE IN DÄNEMARK, dem splattrigen Blutschlucker ALIEN – DIE SAAT DES GRAUENS KEHRT ZURÜCK, dem Mad-Scientist-Klopper FRANKENSTEIN ’80 sowie Ruggero Deodatos schießwütigem Cop- & Buddymovie EISKALTE TYPEN AUF HEISSEN ÖFEN. Willkommen in der Welt des schlechten Geschmacks! Abgerundet wird das Ganze durch Zeitschriftenreklame und selbst produzierter Fake-Werbung („Krebs – Ein Zug und du löst dich in Rauch auf“). Einfach herrlich. Nach reichlich 13 Minuten schließt sich einem nahtlos der Hauptfilm an, die ASTRO-ZOMBIES. So schön können schlechte Filme sein!
Auch hier hat man sich allerlei Mühe gegeben, zumal dieser grottige Schundfilm das erste Mal seit seiner hiesigen Veröffentlichung (am 19.12.1969) in der bislang verschollen geglaubten Kinosynchronisation dargeboten wird und aufwendig von der letzten deutschen Kinokopie restauriert wurde. Dass das Bild schrabbelt und der Ton knarzt stört dabei nicht im geringsten, sondern trägt viel zum Grindhouse-Feeling bei. Als Extras gibt es noch den Originaltrailer, diverse Behind-the-Scenes Photos, eine Bildergalerie, Radio Spots, den erwähnten Audiotrack „Bongospiele mit Ted V. Mikels“ sowie ein kurzes, gut 6minütiges (und dt. untertiteltes) Interview mit dem Meister himself, der sich zumindest dort als sympathischer Zeitgenosse offenbart. Insgesamt eine gelungene Veröffentlichung für einen saumiesen Film. Die Grindhouse-Reihe wird übrigens mit einem Double Feature fortgesetzt: dieses besteht aus den beiden Action- und Crime-Reißern DIE BESTIEN und DER SCHLÄCHTER und erscheint Ende Februar 2011.
- Bekanntheit erlangte die gebürtige Japanerin Tura Satana durch den Russ-Meyer-Klassiker DIE SATANSWEIBER VON TITIEFIELD (1965), In den beiden ASTRO-ZOMBIES-Sequels war sie wieder mit von der Partei. Für Rob Zombies Anarcho-Zeichentrickfilm THE HAUNTED WORLD OF SUPER EL BEASTO (2009) lieh sie ihre Stimme. Am 4.02.2011 starb sie in Folge von Herzversagen – RIP!
- Was für ein Abgang für einen Schauspieler: Dies war denn auch der letzte Auftritt von Wendell Corey, der am 8. Nov. 1968 nur 54jährig in Folge von Leberversagen verstarb. Noch ein Schauspieler, der sich zu Tode gesoffen hat. Dabei hatte der vor allem in den 50ern viel beschäftigte Mime sogar eine größere Rolle in Hitchcocks DAS FENSTER ZUM HOF (1954, nämlich die des ermittelnden Detectivs) gehabt. Daneben folgten viele zweitklassige Western, etliche Gastauftritte in den damals angesagten Serien und Rollen in einschlägigen B-Movies wie die allesamt 1966 enstandenen CYBORG 2087; DAS STEINZEITSYNDROM (aka WOMEN OF THE PREHYSTORIC PLANET mit John Agar) und DAS KABINETT DER BLUTIGEN HÄNDE von Bert I. Gordon
- „Unerträglich lächerlich, primitiv, peinlich und dilettantisch sind noch vornehme Umschreibungen für diesen Mist. Ein Film, so schlecht, dass es schon fast körperlich weh tut.“ (Harry Lieber; HÖLLE AUF ERDEN)
- „Dass das Ganze sehr billig, schundig, aber ungemein unterhaltsam ist, liegt bei dem Regisseur auf der Hand.“ (Frank Trebbin, DIE ANGST SITZT NEBEN DIR)
- „Es ist anzunehmen, dass dieser Film aus der Gruselküche statt nach einem Dreh- nach einem Kochbuch in Szene gesetzt wurde.“ (FILMDIENST)
- „Ein grenzenloser Schwachsinn, zudem miserabel synchronisiert.“ (SCIENCE FICTION TIMES)
- „Bis zur Lächerlichkeit primitiver, schludriger Horrorfilm.“ (LEXIKON DES INTERNATIONALEN FILMS)