THE BEING
USA 1981/83 / O: “The Being” / AT: “Easter Sunday” / Laufzeit: 82 Min. / FSK: ab 18
Regie + Buch: Jackie Kong / Musik: Don Preston / Kamera: Robert Ebinger, Hanna Baer / Schnitt: Karin Nowara / Prod.: William Osco / Effekte: Mark Bussan, John Eggett, Tom Shouse
Martin Landau (Garson Jones), José Ferrer (Gordon Lane), Ruth Buzzi (Virginia Lane), Rexx Coltrane [= William Osco] (Sheriff Mort), Dorothy Malone (Marge Smith), Marianne Gordon (Laurie), Murray Langston (Arn), Kinky Friedman (Arn), Johnny Dark (John), Jerry Maren (Monster) sowie Kent Perkins, Richard Marcus, Ellen Blake, Roxanne Cybelle Osco, Nancy Osco u.a.
„Was verstehen Sie bitte unter >kontaminiert<?“
Der totale Horror! Ein Monster in der Kleinstadt! Und zwar die Sorte Monster, die aus unsachgemäß entsorgten radioaktiven Abfällen der örtlichen Atommülldeponie emporsteigen, um anschließend ihr blutiges Unwesen zu treiben. Zum Beispiel rotznasigen Jungs die Rübe abreißen und bekiffte Drive-in-Kinobesucher aus der Karre zerren. Hätten sie sie doch auch nur gehört, die mahnende und gebieterische Stimme aus dem Off, die gleich zu Beginn von seltsamen Vorkommnissen berichtet, die sich in Pottsville, Idaho, zutragen: mehrere Einwohner gelten als vermisst und tauchen nie wieder auf, was zugegebenermaßen nicht verwunderlich ist, wenn man sich in amerikanischen Kleinstädten niederlässt. Im gleichen Moment jault nicht Alf, sondern Tommi Piper auf, der (in der deutschen Fassung) den lokalen Radio-DJ spricht und uns Pottsville als „größte Kartoffelhauptstadt des Universums“ vorstellt. Dementsprechend ist der trinkfreudige Bürgermeister (José Ferrer als Lokalpolitiker und Ehekrüppel) mehr an der lukrativen und Profit versprechenden Kartoffelernte interessiert als von den Gefahren, die von radioaktiv verseuchten Müllkippen ausgehen. Während dessen zieht unser Monster durch die Straßen und durch die Nacht und nur ein verdutzter Wissenschaftler (Martin Landau als zunächst ignoranter Atommüll-Verfechter) und eine bärtige Sheriff-Lusche mitsamt Freundin nehmen den Kampf gegen die Bestie auf…
Damit wäre das Handlungsgerüst zu THE BEING auch schon abgesteckt und schon kann sie losgehen, die infantile Monsterhatz durch die Nacht. Nebenbei, soviel Dramatik muss sein, erfahren wir noch, dass sich hinter der Amok laufenden Kreatur der verschollene und nun zum Nuklear-Monster mutierte Sohnemann einer verwirrten Mutti (Dorothy Malone) verbirgt. Im letzten Drittel offenbart er sich als ein deutlich von ALIEN beeinflusstes Ungetüm, zusätzlich ausgestattet mit Tentakelarmen und kullerndem Zyklopen-Auge.
Unter den ALIEN-Rip-Offs, die im Zuge von Ridley Scott’s wegweisendem Klassiker (1979) entstanden sind, hat THE BEING einen etwas schweren Stand; speziell mit den beiden Corman-Produktionen PLANET DES SCHRECKENS und MUTANT – DAS GRAUEN IM ALL kann dieser wüste Schlockstreifen überhaupt nicht mithalten, was größtenteils der teils murksigen und verkrampften Inszenierung zu verdanken ist. Die eindeutig besten Momente sind denn auch die mit dem Monster, ein Anblick des Grotesken, dessen Auftritte dank einiger netter Kameraeinfälle im Rahmen des möglichen zu gefallen wissen, egal wie man die preiswerte Effektarbeit nun bewerten mag.
1981 gedreht, aber erst zwei Jahre später veröffentlicht, markierte dieser billig-trashige Kleinstadt-Monster-Horror das Regiedebüt von Jackie Kong, der paar Jahre die Splatterklamotte BLOOD DINER (1987) fabrizierte und danach in der Versenkung verschwand.
Mit dem Umweltschutzbeauftragten Martin Landau (DAS GEHEIMNIS DER FLIEGENDEN TEUFEL; CYCLONE) und Bürgermeister José Ferrer (HEXENSABBAT) hat Kong zwei markante Charakterköpfe an Bord, die man des öfteren in solchen oder ähnlich gelagerten Billigproduktionen bewundern konnte und, gerade als sie im B-Movie-Sumpf unterzugehen drohten, mit glänzenden Auftritten bei Woody Allen reaktiviert wurden: Ferrer in EINE SOMMERNACHTS-SEXKOMÖDIE (1982), Landau in VERBRECHEN UND ANDERE KLEINIGKEITEN (1989).
Ansonsten tut sich rein schauspielerisch gesehen in so einem Film natürlich nicht so viel. Das größtes Ärgernis stellt der ermittelnde Kleinstadtsheriff Kotz dar, der von Produzent William Osco unter dem Pseudonym Rexx Coltrane höchstpersönlich im höchsten Maße einschläfernd und lethargisch verkörpert wurde. Die nuschlige Synchro passt sich dem kongenial an – man sieht ihn praktisch vor sich: den deutschen Sprecher von Sheriff Rotz, der sich dank Whisky-Cola im Wachzustand hielt, um nur irgendwie diesen Scheißjob hinter sich zu bringen. Im Suff-Koma ist der Synchronsprecher dem Schauspieler noch nie so nahe gewesen. Besonders störend sind dann jene Momente, in denen wir an den diffusen Selbstgesprächen von diesem Sheriff Fotz („Irgendwas ist hier im Busch…“ ) teilhaben dürfen.
Bleibt zum Schluss noch die Erwähnung des Monsterangriffs im Autokino, der einzig geglückte von Jackie Kongs Versuchen, das trashige Geschehen ironisch aufzulockern, was hier aber nicht so richtig funktionieren will. Während also auf der Leinwand eine barbusige Blondinen-Uschi vom röchelnden Mann im Gummikostüm überfallen wird, kommt nun auch unser Monsterchen ins Spiel und schnappt sich ein, zwei dusslige Zuschauer weg. Soll heißen: Monsterfilme können (manchmal) tödlich sein. Davon abgesehen bietet THE BEING, trotz (oder gerade wegen) seiner mittelprächtigen Umsetzung für Fans des Genres genug Unterhaltungspotential, wenngleich es in dieser Sparte schlechte Filme gibt, die einfach besser gemacht sind.
- „Nur leider zünden die ironischen Einfälle selten, und auch die Effektarbeit kann nicht immer überzeugen.“ (Andreas Bertler, HÖLLE AUF ERDEN)
- „Insgesamt bietet THE BEING zwar recht kurzweilige Unterhaltung, die vor allem Low-Budget-Fans interessieren dürfte, doch kann sich Jackie Kong mit seinem Produkt letztendlich nicht gegen die Vielzahl ähnlicher, aber besser gemachter Rip Offs durchsetzen.“ (Frank Trebbin, DIE ANGST SITZT NEBEN DIR)