COWBOYS & ALIENS
USA 2011 / O: "Cowboys & Aliens" / Prod.: Universal Pictures; DreamWorks Pictures; Reliance Entertainment / Laufzeit: 118 Min. (Kino)
Regie: Jon Favreau / Musik: Harry Gregson-Williams / Kamera: Matthew Libatique / Schnitt: Dan Lebental, Jim May / Ausf. Prod.: Steven Spielberg, Jon Favreau, Bobby Cohen, Randy Greenberg, Ryan Kavanaugh, Denis L. Stewart / Prod.: Ron Howard, Brian Grazer, Johnny Dodge, Alex Kurtzman, Roberto Orci, Damon Lindelof, Scott Mitchell Rosenberg / Buch: Roberto Orci, Alex Kurtzman, Damon Lindelof, Mark Fergus, Hawk Ostby / Story: Mark Fergus, Hawk Ostby, Steve Oedekerk / LV: Scott Mitchell Rosenberg
Daniel Craig (Jake Lonergan), Harrison Ford (Woodrow Dolarhyde), Olivia Wilde (Ella Swenson), Sam Rockwell (Doc), Clancy Brown (Meacham), Keith Carradine (Sheriff John Taggart), Noah Ringer (Emmett Taggart), Adam Beach (Nat Colorado), Paul Dano (Percy Dolarhyde), Chris Browning (Jed Parker), Ana de la Reguera (Maria), Abigail Spencer (Alice), Buck Taylor (Wes Claiborne), Matthew Taylor (Luke Claiborne), Cooper Taylor (Mose Claiborne), Brian Duffy (Deputy) sowie Brendan Wayne, Gavin Grazer, Toby Huss, Wyatt Russell, Kenny Call, Walton Goggins u.a.
„Welcher Mensch sprengt anderer Leute Kühe in die Luft?“
Cowboys treffen auf Aliens, Colts auf Hightech-Waffen, galoppierende Pferde contra blitzschnelle Raumschiffe. Es hat schon gewisse Reize zwei unterschiedliche Genres miteinander zu kreuzen, in diesem Fall: den Western und den Science-fiction-Film. Billigfilmproduzent Charles Band probierte sich in den 90ern darin aus (OBLIVION & OBLIVION II), doch kam bei ihm nicht mehr als uninspirierte B-Movie-Ware heraus, das alberne Starvehikel WILD, WILD WEST (1999) ist auch nichts anderes gewesen, nur halt mit einem richtig fetten Budget. Dabei gibt es natürlich auch ein paar Paradebeispiele, wo der Western auf das Science-Fiction-Genre traf. Die originale STAR TREK-Serie entstand, weil Gene Roddenberry durch einer der damals populären Westernserien (in diesem Fall WAGON TRAIN) inspiriert wurde, in WESTWORLD (1973) mit Yul Brunner avancierte ein Themenpark zur Todesfalle, nicht zu vergessen OUTLAND (1981), die düstere und rundherum gelungene Weltraum-Variante des Westernklassikers ZWÖLF UHR MITTAGS, Robert Zemeckis letzter Teil seiner ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT-Trilogie (1991) sowie das gewitzte Cowboys-im-Weltraum-Abenteuer SERENITY (2005).
Nun nahm sich IRON MAN-Regisseur Jon Favreau, unter der Aufsicht der Produzenten Steven Spielberg und Ron Howard und mit Unterstützung von gleich 5 Drehbuchautoren, diesem Genre-Crossover an. Als Vorlage diente eine dieser Graphic Novels, die offenbar nur dahin gekrakelt wurden, damit sie mal verfilmt werden dürfen. Die Zielsetzung lautet folgendermaßen: Warum Cowboys und Aliens nicht mal miteinander kämpfen lassen?
COWBOYS & ALIENS: Der Titel verspricht schon mal eine geballte Ladung Trash, entpuppt sich aber nur als einer dieser Sommer-Blockbuster. Und der beginnt – immerhin – ganz klassisch und Western-typisch: Da ist also der einsame Fremde (Daniel Craig, INVASION), der, zunächst noch ohne Identität, ein kleines Wüstenkaff mit dem verheißungsvollen Namen Absolution betritt und dort dem üblichen Personal begegnet: dem raubeinigen, aber hilfsbereiten Dorf-Pfaffen (Clancy Brown, FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE 2; STARSHIP TROOPERS; HEXENJAGD IN L.A.; A NIGHTMARE ON ELM STREET), dem selbstbewussten Sheriff (Keith Carradine, DEADWOOD; DEXTER), dem örtlichen Saloon-Betreiber, den alle nur „Doc“ (Sam Rockwell, MOON) nennen, Ella (Olivia Wilde, TURISTAS), der schönen Frau voller Geheimnisse, sowie Woodrow Dolarhyde (Harrison Ford, AIR FORCE ONE; FIREWALL), dem Viehbaron, den alle nur den Colonel nennen (weil er mal im Bürgerkrieg ein paar Heldentaten vollbracht hat), nebst mexikanischem Ziehsohn (Adam Beach) und missratenem Sohn (Paul Dano).
Der Fremde wird vom Sheriff als Jake Lonergan, einem gesuchten Verbrecher, identifiziert und soll zusammen mit Dolarhyde-Sprössling Percy, einem echten Rotzlöffel, dem Bundesrichter überführt werden, doch tauchen just in diesem Moment am nächtlichen Himmel seltsam leuchtende Lichter auf. Ist den Machern etwa ein Licht aufgegangen? Mitnichten. Dafür donnern kleine, wendige Raumschiffe herab; gesteuert von wenig freundlichen Aliens, die Absolution bombardieren und mittels Elektro-Lasso diverse Bewohner in die Luft zerren und entführen. Lonergan und Col. Dolarhyde bleiben nichts anderes übrig, als sich zusammen zu raufen und sich mit einem kleinen Trupp den feindlichen Invasoren entgegen zu stellen. Immerhin soll sich Lonergans mysteriöses Armband als brauchbare Waffe erweisen…
Die krassen Gegensätze zweier (scheinbar) unterschiedlicher Genres herauszuarbeiten bzw. das Aufeinanderprallen eben dieser darzustellen wäre ein Aspekt gewesen, der in dieser 160-Mio-Dollar-Produktion durchaus reizvoll gewesen wäre. Stattdessen gibt es die üblichen, auf das Blockbuster-Publikum zugeschnittenen Verwicklungen: die Cowboys treffen auf halbherzig in die Handlung integrierte Indianer und Banditen, man rauft sich zusammen (was nicht weniger halbherzig vonstatten geht) und stellt sich mit Revolver, Pfeil und Bogen den garstigen Insekten-Aliens entgegen. Fünf Drehbuchschreiber wurden hier verschlissen und keinem der Herren fiel mehr ein als das Abhaken gängiger Situationen. Dabei fällt u.a. das berüchtigte Autoren-Duo Orci & Kurtzman, auf deren Kappe auch die Drehbücher zu TRANSFORMERS, TRANSFORMERS: DIE RACHE sowie J. J. Abrams‘ STAR TREK-Reanimation gingen, mal wieder unangenehm auf.
Was folgt ist eine typische Westerngeschichte, in dem eher zufällig ein paar fiese Weltraummonster mitmischen: je mehr der SF-Anteil steigt und die Protagonisten dem Showdown in den Bergen entgegen reiten, desto hanebüchener wird diese formelhafte Genre-Fledderei. Statt mit den Klischees zu spielen, werden nur die üblichen Genre-Konventionen bedient und irgendwie ist es denn auch egal, ob dieser Kinokrawall im Wilden Westen, bei den Wikingern (siehe OUTLANDER) oder in der Dahlener Heide gezündet wird. Und am Ende zählt nur eins: Hauptsache Hund und Kind wurden gerettet.
5/10