„Du bist die Leihmutter des Teufels.“
Regie: Mark Neveldine & Brian Taylor / Musik: David Sardy / Kamera: Brandon Trost / Schnitt: Brian Berdan / Ausf. Prod.: Gary Foster, Maya Gallagher, David S. Goyer, Mark Steven Johnson, E. Bennett Walsh / Prod.: Michael De Luca, Steven Paul, Ashok Amritraj, Ari Arad, Avi Arad
Darsteller: Nicolas Cage (Johnny Blaze / Ghost Rider), Violante Placido (Nadya), Ciarán Hinds (Roarke), Idris Elba (Moreau), Johnny Whitworth (Ray Carrigan), Fergus Riordan (Danny), Christopher Lambert (Methodius), Anthony Head (Benedict), Spencer Wilding (Grannik), Vincent Regan (Toma Nikasevic), Sorin Tofan (Kurdish), Jacek Koman (Terrokov) u.a.
So richtig hat keiner damit gerechnet (geschweige denn drauf gewartet), aber nun ist er da: ein zweiter GHOST RIDER-Film, für den sich Nicolas Cage erneut auf den brennenden Feuerstuhl fläzt. Diesmal hat es ihn nach Rumänien verschlagen, wo er in Abbruchhalden sein verfluchtes Dasein fristet. Für alle, die nicht wissen wo Rumänien ist, wird zu Beginn des Films der Hinweis „Osteuropa“ eingeblendet. Sehr rücksichtsvoll. Auserwählte B-Movie-Billig-Locations wie alte Fabrikhallen, Industrieruinen, karge Landschaften etc. sind denn auch kennzeichnend für das postsozialistische Rumänien. Pass auf, gleich kommt Steven Seagal angesprungen – aber so weit ist Nicolas Cage noch nicht runter gekommen. Dafür schaut kurz Stargast Christopher Lambert vorbei, der war auch schon mal in der Gegend (und zwar bei den Dreharbeiten zum Trash-Epos BEOWULF).
Der zweite GHOST RIDER-Auftritt wurde diesmal vom Genre-erpobten Duo Neveldine / Taylor „inszeniert“, womit Regieembryo Mark Steven Johnson Gott sei Dank abgelöst wurde, was nur gut sein kann. Löst man hier ein Ticket, entscheidet man sich für einen bewusst trashigen, abgedrehten Comic-Action-Krawall, der sich um Kino-Normen eine Dreck schert und im Vergleich zu Teil 1 deutlich besser da steht (Ok, das ist jetzt auch nicht wirklich ein Kunststück gewesen). Ich für meinen schlechten Geschmack wurde jedenfalls prächtig unterhalten – trotz der mal wieder dürftigen Story:
Zu Beginn hat Johnny Blaze noch eine kleine Depri-Phase, hadert er doch mit seinem Schicksal, nachts als Feuergerippe mit dem Motorrad durch die Kante sausen zu müssen, um dem Bösen aufzulauern. Doch Kumpel Moreau (Idris Elba) schlägt ihm einen Deal vor: Wenn es ihm gelingt, den Jungen Danny (Fergus Riordan) vor den Schergen des Teufels zu beschützen, wird er von seinem „Ghost Rider“-Fluch befreit. Das Kind, das über besondere Kräfte verfügt, soll auf Erden der neue Heilsbringer des Bösen werden – der momentane Körper des Teufels, der sich Roarke (Ciarán Hinds, THE RITE) nennt, ist dem nicht mehr gewappnet. Also lässt er Danny, freilich zum Leidwesen seiner Mutter (Violante Placido), entführen…
GHOST RIDER: SPIRIT OF VENGEANCE ist auch nicht als Fortsetzung in dem Sinne, sondern als eigenständiger Film zu verstehen, zumal außer dem skelettiertem Feuerstuhl-Biker Nicolas Cage keiner der Figuren aus dem ersten Teil mit dabei ist (Johnny Blaze’s große Liebe wird mit keinem Wort erwähnt). Vorkenntnisse sind hier auch nicht von Nöten: in netten Comic-Strip-Sequenzen erzählt er, wie er den verhängnisvollen Pakt mit dem Teufel einging, um das Leben seines Vaters zu retten und so zum Ghost Rider wurde. In dieser Funktion ist er nun dazu verdammt, das Böse aufzuspüren und mit seinen Missetaten zu konfrontieren. Das führt dann schon mal dazu, dass er direkt den Zuschauer anspricht und ihn vor den Folgen des illegalen Filmdownloads warnt.
Der Teufel mischt auch wieder seine Karten, doch nennt er sich hier nicht Mephistopheles, sondern Roarke und wird von einem gegeltem, die Mundwinkel herunterhängenden, die Augen weit aufreißenden und betont grimmig guckenden Ciarán Hinds mit voller Overacting-Inbrunst „gespielt“. Ein unglücklicher Versuch Peter Storemare in CONSTANTINE imitieren zu wollen? Oder wollte Hinds mit seiner überkanditelten Performance um eine ganze Kompottschüssel voller „Goldener Himbeeren“ betteln? Kollege Johnny Whitworth als des Teufels Handlanger ist jetzt auch nicht unbedingt die Offenbarung: er wirkt wie eine Schießbudenfigur, die schon so manchen Treffer abbekommen hat.
Nicolas Cage weiß dagegen wie’s geht. Im ersten Teil schien er noch fehlbesetzt, doch hier zeigt er uns, was er in den letzten Jahren in zahlreichen filmischen Knallschoten perfektioniert hat: er chargiert und grimassiert als wäre es morgen verboten. Das demonstriert er sehr eindrucksvoll in einer völlig abgedrehten Gaga-Szene, die keine Minute dauert, aber durchaus Akzente setzt: Johnny Blaze saust nachts auf seinem Motorrad durch die Kante, während sich sein Gesicht unter dem Einsatz von Fratzen, Gesichtsverrenkungen und jeder Menge Geschrei in den flambierten Totenschädel verwandelt. Dafür geht man doch gerne ins Kino! Generell muss man neben Cage das deutlich verbesserte „Ghost Rider“-Design loben: es passt gut zu dem düsteren Grundcharakter, der hier deutlich effizienter als im Vorgänger heraus gekehrt wird.
Natürlich ist das hier alles ein ziemlich haarsträubender Unsinn und bis zum eher schludrigen Finale, wo das Böse einfach in den Boden gestampft bzw. in die Hölle verbannt wird, schlägt die sogenannte Handlung ein paar seltsame Haken: zwischendurch verzichtet Blaze freiwillig auf seine übernatürlichen Mächte, nur um hinterher fest zu stellen, das er ohne sie im Kampf gegen die teuflischen Mächte nicht auskommt und lässt sie sich während einer obskuren Zeremonie wieder in den Hals rotzen. Aber dank schräger Einfälle und abgedrehter Action, in der sogar ein Tagebaubagger zum Einsatz kommt (obwohl man in dem anschließendem CGI-Schnittgewitter nicht wirklich sieht, was da vor sich geht) macht das alles durchaus Laune und überhaupt: Im Gegensatz zu seinem eher öden Vorgänger ist dieser brachial-komische GHOST RIDER-Nachklapp einfach der bessere schlechte Film.
6/10