„Ich weiß nicht was das ist, aber es schmeckt köstlich.“
Regie: Gregory Mandry / Musik: Mark Hill / Kamera: Tom Jenkins / Schnitt: Mark Towns / Prod.: Rob Weston, Simon Sharp / Buch: Michael Bell, Max Waller
Darsteller: Sara Dylan (Lorrie), Rachel Mitchem (Jill), Oliver Lee Squires (Matt), Nigel Croft-Adams (Jack), Julia Vandoorne (Hannah), Hiram Blödmann … äh … Bleetman (Ed), Carrie Cohen (Mrs. Obadiah), Jennifer Wren (Amy), Gary Faulkner (Schlächter)
Nichts Neues aus dem Hinterland der Psychos, Kannibalen und Folterknechte. Ja, Regiedilettant/debütant Gregory Mandry hat sie auch gesehen, die ganzen Backwood-Streifen der vergangenen Jahre: das Remake von TEXAS CHAINSAW MASSACRE ebenso wie WRONG TURN, WOLF CREEK, TIMBER FALLS und wie sie alle heißen mögen. Und er dachte sich: „He, gebt mit bissel Geld, ich will auch mal so einen Film machen.“ Ja, so muß es wohl gewesen. Nur leider liegen zwischen „wollen“ und „können“ Welten und genau daran scheitert GNAW. Mandry ist es nicht im Geringsten bewusst gewesen, dass das ständige Wiederkäuen der immergleichen Geschichten ziemlich abtörnend sein kann.
Schon der bewährte Prolog verheißt nichts Originelles: da jagt ein x-beliebiger Hinterland-Psycho irgend so eine Uschi durch die Büsche, knebelt sie auf der Folterbank des Grauens fest, um sie dann fachgerecht auszuweiden. Es folgt ein Schrei, ein Schnitt und dann der Vorspann, in dem man zwar auf eingestreuten Zeitungsschnipseln diverse Vermisstenfälle studieren kann, die Namen der Darsteller aber vergeblich sucht. Es schien nicht so wichtig gewesen zu sein sie aufzulisten. Das trifft auf den gesamten Film zu: er ist einfach nicht wichtig.
Klischeehaft geht’s weiter, wenn die üblichen jungen Doofköpfe ins Hinterland von England fahren, um in der Abgeschiedenheit eines einsamen Landhauses, das natürlich tief versteckt im Wald liegt, Urlaub zu machen. Dort wartet bereits unser Touristen-Metzger, der sich darauf spezialisiert hat, nervige Teenies abzumurksen um sie als Frischfleisch-Zugabe für leckere Brutzel-Burger an der Imbiss-Bude des Vertrauens anzubieten. Guten Appetit!
Das der schlitzende, stechende und stramme Metzger-Bursche eben nicht so aussieht wie Leatherface, liegt daran, dass er statt der Ledermaske sich ein Tierfell vor die Fresse gehangen hat. Er schleppt auch keine Kettensäge mit sich herum, sondern gibt’s sich stattdessen mit einer Mistgabel zufrieden. Klar doch, dass die schrullige Haushälterin gemeinsame Sache mit unserem Folterkannibalen macht und im weiteren Verlauf ihr wahres Gesicht als dämonisches Oma-Biest offenbart. In so einem Film ist eine Spoiler-Warnung sinnlos. Es folgen die üblichen dummen Albereien und Zickereien, dazu falsche Schreckmomente, ein Schwangerschaftstest, Albträume, Schlafwandeln im Wald… Gähn. Gore-Hounds ergötzen sich an dem Stückchen Fuß, der zu Hackepeter kleingehäckselt wird, dazu gibt’s noch ’ne Foltereinlage á la HOSTEL als der Psycho-Metzger irgend so einem Typ die Zunge mit der Zange rausreißt. Aua. Doch insgesamt passiert hier einfach zu wenig und wenn mal was passiert, ist das hinlänglich bekannt und bereits dutzendfach besser umgesetzt worden. Wo z.B. in WOLF CREEK der Einsatz der Handkamera für Authentizität sorgte, wirkt das Ergebnis hier einfach nur billig und unmotiviert. Digi-Look statt Atmosphäre.
Schnell entpuppt sich GNAW als besonders einfallsloses Plagiat von Tobe Hooper’s originalem TEXAS CHAINSAW MASSACRE, das inmitten eines erfolgreichen Horror-Trends noch ein bisschen Kohle mitverdienen will. Das scheint auch der Grund gewesen zu sein, warum man dieses Schnellschußprodukt auf den DVD-Markt geworfen hat. Immerhin erfreut der Soundtrack mit angenehmer Britpop-Musik. Fazit: Dieser Kannibalen-Filmfraß schmeckt überhaupt nicht.
3/10
- Wen’s interessiert: der Film wurde hierzulande – ungekürzt – 2009 von I-On New Media / Splendid auf DVD und von Splendid Film / WVG Medien GmbH auf Blu-ray mit der Freigabe FSK: ab 18 veröffentlicht. Das Bonusmaterial ist in beiden Fällen identisch: Werbe-Making of (ca. 10 Min.) + Audiokommentar von Mandry jeweils ohne deutsche Untertitel. Die gibt es nur für den Originaltrailer.
- „Hier wurde mal wieder mehr Geld in die Covergestaltung als in den Film investiert. Billig gemacht Backwood-Horror-Filmchen, das in keinerlei Hinsicht zu überzeugen vermag.“ (Marcus Menold, VIRUS #30)