HACK!
USA 2007 / „Hack!“ / Prod.: Mike Wittlin Prod.; Autumn Ent.; Smithfield Street Prod.
Regie + Buch: Matt Flynn / Musik: Scott Glasgow / Kamera: Richard Chingirian / Schnitt: Kayle Dean Jackson / Ausf. Prod.: Mike Wittlin / Prod.: Brian Hartman, Sean Kanan, Mike Wittlin
Danica McKellar (Emily Longley), Jay Kenneth Johnson (Johnny), Juliet Landau (Mary Shelley King), Sean Kanan (Vincent King), William Forsythe (Willy), Burt Young (J. T. Bates), Tony Burton (Sheriff Stoker), Lochlyn Munro (Deputy Radley), Kane Hodder (Mr. Carpenter, das erste Opfer), Wondgy Bruny (Q), Adrienne Frantz (Maddy Roth), Justin Chon (Ricky), Travis Schuldt (Tim), Gabrielle Richens (Sylvia), Mike Wittlin (Mr. Argento) sowie Tammy Felice, Noah Guy, Suzie Pollard, Jenna Morasca u.a.
Einen Klischee-Rundumschlag auf TEXAS CHAINSAW MASSACRE, FREITAG, DER 13. und alles, was danach kam, fabrizierte Regisseur und Autor in seinem Spielfilm-Debüt: eine blutige Slasherfilm-Referenz mit purzelnden Köpfen und schreienden Uschis. Und so schippern ein paar Biologiestudenten zur Exkursion auf eine einsame Insel, wo sie in einer beschaulichen Jugendherberge von dem schrägen Pärchen Vincent King (Sean Kanan) und Mary Shelley (Juliet Landau, TOOLBOX MURDERS) empfangen werden. Dummerweise entpuppen sich die morbiden Gastgeber als Horrorfilm-verrücktes Mordsduo, das die ahnungslosen Insel-Neuankömmlinge als Hauptdarsteller in ihrem eigenen Filmprojekt auserkoren hat. Im selbst gedrehten Snuff-Movie stellen sie die Mordszenen aus ihren Film-Vorbildern nach oder kreieren auch mal ein eigenes Tötungs-Szenario. Im Film sind keine Grenzen gesetzt. Die Kamera läuft, Action!
„Zack Zack – Rübe ab!“ (Cover)
Hübsch, hübsch: Altstars wie die beiden ROCKY-Veteranen Burt Young (als Kutter-Captain) und Tony Burton (als Sheriff) sowie ein kaum zu erkennender William Forsythe (als bärtiger Schiffbrüchiger) geben sich in kurzen Auftritten die Ehre, wobei man ihnen schon etwas mehr Screentime gewünscht hätte. Im Mittelpunkt steht mal wieder das Jungvolk, aber sonst wär’s ja auch kein richtiger Slasher-Film. Dabei erlebt bzw. überlebt Kane „Jason Vorheers“ Hodder, der in der klassischen Einleitungssequenz als panischer Tourist um sein Leben laufen darf, nicht mal die ersten fünf Minuten: er wird nämlich geköpft. Nur nicht den Kopf verlieren, das gilt bei solchen Filmen auch für mürrische Kritiker-Ruinen. Und so kann man HACK! zumindest anrechnen, dass er sich keineswegs ernst nimmt, auch wenn das hier vertretene Figuren-Arsenal Weglauf-Charakter haben mag.
Und so trommelte Matt Flynn von der schüchternen Streberin über den triebgesteuerten Mucki-Prinz mit Football-Ambitionen und der obligatorischen Blondine bis hin zum schwulen Asiaten mal wieder das Klischeepersonal zusammen, das schon in all den anderen, unzähligen Slasher-Epigonen als Opfer-Beute herhalten musste. Vertraute Gesichter halt: ebenso schön wie doof. Klaro, das bei mindestens zwei anwesenden Damen der Zicken-Pegel entsprechend ausschlägt und auch sonst ist man zwischen Joints, Gefummel und albernen Balzritualen zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als das man merken könnte, das da einer nach dem anderen abkratzt. Mit jeder weiteren Nacht, die man auf der Insel zubringt, erhöht sich die Zahl derer, die den enthusiastischen Hobbyfilmern zum Opfer fallen.
Die Figuren tragen Namen wie Argento und Carpenter und auch sonst werden all die Filme parodiert und zitiert, die Regisseur Matt Flynn genau wie wir alle auch so toll fand. An SCREAM erinnernd wirkt das aber hier eher krampfhaft und weit weniger innovativ, wenn sich die Protagonisten andauernd über Lieblingshorrorfilme unterhalten, um ihnen dann praktisch zum Opfer zu fallen. Natürlich bleibt uns auch nicht die Szene erspart, in der der Farbige sagen muss: „Der Farbige ist immer der erste…“ – was denn auch prompt geschieht.
Parodistische Ansätze sind vorhanden, etwa wenn ein Mord nach dem Vorbild von KILLER CLOWNS FROM OUTER SPACE (auch bekannt als SPACE INVADERS) geschieht oder Bösewicht Sean Kanan auf seine Fieslings-Rolle in KARATE KID III anspielen darf, aber insgesamt fehlt HACK! die Durchschlagskraft, aber auch die nötige ironische Distanz, zumal Flynn’s Vorhaben, seinen Vorbildern auf diese, eben nicht neue Art Referenz zu erweisen, im Ganzen zu aufgesetzt ist. Innovationspunkte wird HACK! wohl kaum sammeln können und wenn man als alter Genre-Hase 1 und 1 zusammen zählt, dürfte die überraschende Auflösung alles andere als überraschend sein. Eine viel bessere Hommage auf Freddy, Jason, Michael Myers und Konsorten gelang Scott Glosserman 2006 mit seinem wirklich sehenswerten und hintersinnigen Achtungserfolg BEHIND THE MASK – THE RISE OF LESLIE VERNON, der sehr ironisch den Werdegang eines angehenden Serienkillers beschreibt, und im Gegensatz zu HACK! auch noch beim zweiten Ansehen viel Freude bereitet.
Und trotzdem wird man mit nicht allzu hohen Erwartungen bis zum überdrehten Finale solide unterhalten, nicht zuletzt wegen der handgemachten Gore-Effekte, die es ordentlich splattern lassen: Großkaliber-Kopf-weg-Geballer, eine blutige Biss-Attacke in den Hals, kreischende Kreissägen und spritzig-spritzende Blutfontänen sorgen für deftiges Entzücken. Und, was auch immer wieder gern genommen wird: der gute, alte Fleischerhaken im Auge. Die Sache würd’ ich im Auge behalten. Was für HACK! nicht zutrifft, denn einmal anschauen reicht hier vollkommen. Da warten nämlich noch andere Slasher-Schlitzer-Filme.
- Auch lustig: Sheriff-Darsteller Tony Burton, der 1976 im Carpenter-Klassiker ASSAULT ON PRECINCT 13 zu sehen war und hier so heißt wie der Hauptdarsteller: Stoker. Produzent Mike Wittlin ist als Lehrer Mr. Argento und Lochlyn Munro (FREDDY VS. JASON) mal wieder als Trottel-Deputy zu sehen. Kane Hodder und Blondchen Adrienne Frantz waren im selben Jahr auch im missglückten ED GEIN – THE BUTCHER OF PLAINFIELD mit dabei. Die Welt ist ein Dorf.
- Die DVD erschien immerhin ungekürzt mit k.J.-Siegel bei MIG Filmgroup, allerdings ohne jegliche Extras. Die Laufzeit beträgt aber 85 Minuten und keine 90, wie auf dem Cover angegeben: http://www.ofdb.de/view.php?page=fassung&fid=113925&vid=239555