DEMONIC - HAUS DES HORROS
GB / USA 2014 / O: "Demonic" / Laufzeit: 79 Min. (DVD) bzw. 83 Min. (Blu-ray) / FSK: ab 16
Regie: Will Canon / Musik: Dan Marocco / Kamera: Michael Fimognari / Schnitt: Josh Schaeffer / Ausf. Prod.: Bob weinstein, Harvey Weinstein, Todd Williams / Prod.: James Wan, Lee Clay / Buch: Will Canon, Doug Simon, Max La Bella / Story: Max La Bella
Frank Grillo (Det. Mark Lewis), Maria Bello (Dr. Elizabeth Klein), Cody Horn (Michelle), Dustin Milligan (John), Scott Mechlowitz (Bryan), Megan Park (Jules), Aaron Yoo (Donnie), Alex Goode (Sam), Griff Furst (Reeves) sowie Ashton Leigh, Terence Rosemore, Jesse Staccato
Und noch ’n Geisterfilm. „Vom Regisseur von THE CONJURING und INSIDIOUS“ prangert auf dem Cover zu DEMONIC, womit der Zuschauer schon mal ganz werbeträchtig in die Irre geleitet wird. James Wan ist hier nur einer der diversen Produzenten, vielmehr führte hier Will Canon Regie, der 2010 nach diversen Kurzfilmen mit dem Collegethriller BROTHERHOOD sein Spielfilmdebüt gab. DEMONIC ist sein zweiter Langfilm, den er zudem auch als Co-Autor betreute:
Da ist also wieder mal so ein Haunted House, in dem die Geister nur so am poltern sind. Irgendwann in den 80ern war es gewesen, als da so eine Séance in einem Massaker endete: Die Teilnehmer wollten mit dem Übersinnlichen Kontakt aufnehmen und fanden doch nur den Tod.
Gut 25 Jahre später wird Detective Mark Lewis (Frank Grillo) zu dem nun leerstehendem Haus in Louisana gerufen. Wieder gibt es einige übel zugerichtete Leichen zu beklagen, aber auch drei Überlebende: einer davon, der traumatisierte John (Dustin Milligan), wird noch am Tatort in Gewahrsam genommen, die zwei anderen, seine Freundin Michelle (Cody Horn) und ihr eingebildeter Ex Bryan (Scott Mechlowitz), gelten als vermisst.
Polizeipsychologin Dr. Elizabeth Klein (Maria Bello) beginnt behutsam mit der Befragung des jungen Verdächtigen, der ihr von geisterhaften Visionen berichtet – und das er in Verbindung mit eben jenem tödlichen Ritual von vor 25 Jahren steht. Mit modernder Technik wollten er und sein kleines Team, nur eine weitere Gruppe von Studenten, das Paranormale erforschen – und erlebten das Grauen….
Für sich genommen gehen die Macher von DEMONIC (den überflüssigen Untertitel HAUS DES HORRORS hätte sich der deutsche Verleih sparen können) rein dramaturgisch gesehen gar nicht mal so ungeschickt vor: ein grusliger Fall, der in Rückblenden aufgerollt und so nach und nach aufgeschlüsselt wird, während man das am Tatort gefundene, umfangreiche Kameramaterial auswertet und so sich weitere grausige Details offenbaren.
Das Problem ist: eine in sich mehr oder weniger verschachtelte, in Horror-Häppchen servierte Erzählweise nützt nichts, wenn die Geschichte selbst doch mal wieder arg dünn und vorhersehbar ausfällt. Und ein paar Horrorfilm-Klischees zu viel bemüht werden.
Canon ließ sich nicht nur von den deutlich effektiver und spannender inszenierten THE CONJURING und INSIDIOUS, sondern generell von den Geister- und Dämonen-Horrorfilmen der letzten 10 bis 20 Jahre inspirieren. Zu ausgiebig trampelt er auf bewährten Genre-Pfaden herum, zu leichtgläubig folgte er vermeintlichen Horrorfilm-Trends, die einem mittlerweile schon wieder aus dem Halse raushängen, zu abgenudelt sind die üblichen Effekte und Jump Scares, die den Zuschauer kreischend anspringen: zuknallende Türen, gruslige Visionen, die im Spiegel auftauchen, Geisterwesen, die nur durch die Kamera sichtbar werden, Lampen, die im entscheidendem Moment ihren Dienst versagen, plötzlich auftretendes Nasenbluten und den allseits beliebten Hinter-dir-steht-jemand-Schreckmoment.
In einem anderem Punkt schmeißt sich Canon förmlich an sein jugendliches Zielpublikum ran, denn Found-Footage musste ja auch noch irgendwie mit rein. Dieses umstrittene und in den letzten Jahren inflationär verwendete Stilmittel kommt immer dann zum Einsatz wenn in den Rückblenden unsere Horror-Twens bei ihrer Geistererkundung ihr umfangreiches Kamera-Equipment mitsamt den Camcodern, Laptops etc. zum Einsatz bringen bzw. deren gefundene Filmmaterial später rekonstruiert und ausgewertet wird. Und gähn.
Canon ist so sehr damit beschäftigt, die üblichen Horroreffekte abzuspulen, dass er die Charaktere vollkommen vergisst. Die Genre erprobten Darsteller geben sich zwar Mühe, können aber gegen ihre flachen, uninteressanten und zu Klischees erstarrten Charaktere nicht viel ausrichten.
Zugute halten kann man Will Canon, dass er hier nicht ausschließlich auf Spukhaus-Polterei setzt: die Polizeithriller-Passagen sind ganz brauchbar und mitunter spannender als der übrige Horrorkram, dagegen bremst das Verhör zwischen Maria Bello und Dustin Milligan den Film nur aus und mündet schließlich in einen gefälligen Plot-Twist. Besessenheits-Horror gibt es auch noch, nämlich in Form einer bösen Macht, die Besitz von den Figuren ergreift und für ihre Zwecke missbraucht. Und bla. Man fragt sich zwangsläufig, inwieweit Filmemacher davon besessen sind uns immer und immer wieder die selben Geschichten vorzukauen.
Rein handwerklich gesehen ist diese Gespenster-Kirmes zwar technisch versiert und routiniert runtergekurbelt, aber eben auch leidenschaftslos und ohne Sinn für Atmosphäre.
Das größte Manko, was DEMONIC mitsamt der Abfolge beliebiger Hui-bui-Effekten hat, ist der Drang alles zeigen zu müssen. Da lob‘ ich mir die Klassiker des gepflegten und stimmigen Haunted-House-Grusels wie z.B. Robert Wises BIS DAS BLUT GEFRIERT oder das mexikanisch-spanische Horrordrama DAS WAISENHAUS (2007) von Juan Antonio Bayona, die das Grauen im Kopf des Zuschauers stattfinden ließen – und nicht davor.
DEMONIC bietet leider nichts neues und ist auch nur einer dieser Genre-Filme, die mit ein paar wahllos aneinander geklatschten Zutaten auf einem erfolgreichen Horrorfilmtrend ein bisschen Kasse machen wollen. Das war letztens auch schon im faden THE CONJURING-Prequel ANNABELLE so gewesen und auch da hatte der umtriebige James Wan als Produzent seine Finger im Spiel.
Was DEMONIC – HAUS DES HORROS betrifft: nur ein weiterer geistloser Geisterfilm.