DIE HEXEN VON OZ
USA 2011 / O: "The Witches of Oz" / Prod.: Imaginarium / Laufzeit: 102 Min. (TV-Fassung); 167 Min. (Extended Uncut Version auf Blu-ray) / FSK : ab 12
Regie, Buch, Kamera: Leigh Scott / Musik: Eliza Swenson / Schnitt: Nick Everhart, Leigh Scott, Eliza Swenson / Prod + Story: Chris Campbell, Leigh Scott, Eliza Swenson / LV: L. Frank Baum
Paulie Rojas (Dorothy Gale), Billy Boyd (Nick Chopper), Eliza Swenson (Billie Westbrook), Lance Henriksen (Henry Gale), Christopher Lloyd (Zauberer von Oz), Jeffrey Combs (Frank), Sean Astin (Frack), Ethan Embry (Frick), Mia Sara (Prinzessin Langwidere), Sarah Lieving (die böse Hexe des Westens), Ari Zagaris (Allen), Barry J. Ratcliffe (Bryan), Sasha Jackson (Ilsa), Noel Thurman (Glinda), Brionne Davis (Simon), Ross Edgar (Schober) sowie Liz Douglas, Monti Domingue, Ashley Blythe Ellington, Reza Garakani, Tyler Hollinger, Brooke Taylor, Chanel Ryan, Ashe Parker u.a.
Kansas, 1899: ein Sturm katapultiert die kleine Dorothy Gale mitsamt ihrem Haus in das Zauberreich von Oz, wo sie bei der Landung unbeabsichtigt die böse Hexe des Ostens platt macht. Damit zieht Dorothy den Zorn ihrer Schwester, der bösen Hexe des Westens, auf sich, die nach der Herrschaft über Oz trachtet…
Im Hier und Jetzt ist Dorothy Gale (Paulie Rojas) mittlerweile erwachsen und die Autorin einer erfolgreichen Kinderbuchreihe, die sich mit den Abenteuern im magischen Lande Oz beschäftigt. Zusammen mit ihrem nervösen Freund Allen (Ari Zagaris) reist sie nach New York, wo die umtriebige Agentin Billie Westbrook (Eliza Swenson) einen lukrativen Deal eingefädelt hat: Ihre Bücher sollen verfilmt werden. Derweil breiten sich dunkle Mächte aus und Dorothy muss erkennen, dass ihre Kinderbuchabenteuer nicht nur wahr sind, sondern die von ihr erdachten Geschichten als Kind selbst erlebt hat. Nach und nach kehren ihre Erinnerungen wieder zurück, die bei ihrer Rückkehr in die normale Welt gelöscht wurden. Was ganz im Interesse der bösen Hexe von Oz (Sarah Lieving) ist: mittels eines mächtigen, aber verschlossenen Zauberbuchs will sie die Herrschaft über Oz erlangen. Dazu brauch sie aber den magischen Schlüssel, den Dorothy damals in die reale Welt mit nahm und – in mehrere Einzelteile zerlegt – versteckt hat…
Magische Schlüssel, gute Hexen, böse Hexen und doch nur fauler Zauber: Die durchaus nette Ausgangsidee versenkt Leigh Scott mit seiner lieblosen, inkompetenten Regie in einem Überangebot an Spezialeffekten, die dummerweise ein Problem haben: sie sind durch die Bank weg billig. Irgendwie hängt Scott hier seine Vergangenheit bei der Billigfilm-Spelunke „The Asylum“ nach, wo er Meisterwerke wie TRANSMORPHERS (2007) etc. fabrizierte: dort wurden die Spezialeffekte auch so lieblos aus dem Computer geschissen und Sparzwänge äußersten sich daran, das für Massenszenen nur eine Handvoll Hanseln ausreichen mussten. Keine Frage: in der Mehrfachfunktion als Regisseur, Drehbuchautor, Kameramann, Co-Cutter und Co-Produzent hat sich Leigh Scott hier klar übernommen. Manchmal sollte man sich halt nur auf ein was konzentrieren, wenn man schon nichts kann.
DIE HEXEN VON OZ hat so gar nichts märchenhaftes. Das alles wirkt gestelzt und verkrampft, wobei vom Erzählfluss nur das „zäh“ übrig bleibt: Scheinbar willkürlich wurden die einzelnen Szenen aneinander geklatscht und speziell im ersten Drittel tauchen immer wieder neue, nervige Charaktere auf, so das man schon mal fast den Überblick verliert. Hier waren Stümper am Werk, die nicht wissen, wie man eine Geschichte erzählt. Wie Eltern, die abends ihrem Kind vor dem zu Bett gehen noch was vorlesen, dass Buch dabei aber verkehrt rum halten.
Schauspielerisch ist das hier auch alles andere als bezaubernd: Hauptdarstellerin Paulie Rojas rattert durch den Film wie ein Einkaufswagen mit defektem Vorderrad und Leigh-Scott-Vehikel und Schreckschrulle Eliza Swenson flüchtet sich als aufgebretzelte Manager-Schnatze in hoffnungsloses Over Acting, um ihr Untalent zu kaschieren. Augen rollend, chargierend, grimassierend: das ist das allgemeine schauspielerische Niveau hier. Sean Astin und Ethan Embry (EVOLVER) als nervige Kobolde, Mia Sara als Prinzessin oder Billy Boyd in einer komplett überflüssigen Rolle als Bar-Bekanntschaft sind da noch das kleinere Übel, richtig schlimm sind die hier auftauchenden, knalltüteligen Bösewichter wie die alte Runzelhexe Sarah Lieving, die man zurecht unter zentnerweise Make-up versteckt hat (ich hoffe, das geht nie wieder ab!), oder Dorothys zappelige Begleiter, die sich im konfusen Finale als Vogelscheuche und Löwe entpuppen.
Das Staraufgebot wird dabei vollkommen verschenkt, denn die Genre-Veteranen Lance Henriksen (ALIEN VS. PREDATOR; Wes Cravens MIND RIPPER; THE MANGLER 2; HELLRAISER: HELLWORLD; SCREAMERS: THE HUNTING) als Dorothys Onkel, „Mr. RE-ANIMATOR“ Jeffrey Combs als Dorothys Vater und ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT-Zausel Christopher Lloyd (PIRANHA 3D) als Zauberer werden in viel zu kurzen Auftritten verbraten.
DIE HEXEN VON OZ ist dabei noch so anmaßend, in einer Liga mit dem 1900 von Lyman Frank Baum geschriebenen Kinderbuchklassiker „Der Zauberer von Oz“ sowie der unvergessenen Verfilmung aus dem Jahre 1939 mit Judy Garland mitspielen zu wollen, scheitert dabei aber in allen Belangen. Denn im Gegensatz zu seinen großen Vorbildern hat dieser mit pathetisch-schwülstiger Musik angereicherte TV-Trash einen großen Nachteil: hier wird nichts der Phantasie überlassen, sie wird weder angeregt, noch heraus gefordert. Stattdessen gibts nur Kitsch und Quatsch. Ziemlich armselig das Ganze.
Drei Mal die Absätze zusammen schlagen und dann in Kansas sein? Nichts wünscht man sich hier sehnlicher.
- „Der prominent besetzte Film (u. a. Sean Astin, Mia Sara) erinnert eher an das ZEHNTE KÖNIGREICH als an den großen ZAUBERER VON OZ-Filmklassiker von 1939, ist aber billiger getrickst. Hübsche Grundidee, maue Special Effects“ (TV Spielfilm)