THE REEDS
GB 2009 / O: "The Reeds" / Prod.: Delacheroy Films; Eye Film and Television; Funnyman Films / Laufzeit: 82 Min. (uncut; Blu-ray) / FSK : ab 18
Regie: Nick Cohen / Musik: Vincent Watts / Kamera: Dennis Madden / Schnitt: Peter Davis, Phil Eldridge / Ausf. Prod.: Nick Cohen, Sheryl Crown, Martin Hay, Laurie Hayward, Brian Allen Levine, Carl Pauwels, Insha Pauwels, Neil Peplow / Prod.: Simon Sprackling / Buch: Chris Baker, Mark Anthony Galluzzo
Anna Brewster (Laura), Geoff Bell (Mr. Croker), Daniel Caltagirone (Joe), Emma Catherwood (Mel), O. T. Fagbenle (Nick), Scarlett Johnson (Helen), Will Mellor (Chris) sowie Scarlett Sabet, Natai Pauwels, Karl Ashman, Reece Chapman, James Marriot
Und noch ein filmischer Beitrag über ein paar junge Ausflügler, für die eine Tour zu einer Tortour wird:
In Nick Cohens THE REEDS ist es Englands malerisch-schöne Schilf- und Flusslandschaft, die „Norfolk Broads“, die für sechs Freunde, so alle um die 30, zur Todesfalle wird. Die Problemchen vor dem Bootstrip waren da freilich das kleinere Übel. Zuerst gab es ein bisschen Knatsch mit dem örtlichen Bootsverleiher (Geoff Bell), weil trotz Vereinbarung alle Boote ausgeliehen waren. Doch nach gutem Zureden konnte schließlich doch noch ein kleines Schiffchen ausfindig gemacht werden: die „Corsair Star“, mit der die Twens schließlich ihren Ausflug starten wollen. Doch bei Ankunft an der kleinen, abseits gelegenen Anlegestelle wird der Kahn von einer Handvoll Jugendlicher, die scheinbar stumm sind, belagert. Als die sich endlich verzogen haben, steht der beschaulichen Flussfahrt nichts mehr im Wege.
Als es aber nach einem tragischen Unfall das erste Todesopfer zu beklagen gibt, das Boot auf Grund zu laufen droht, fehlender Handyempfang jede Hilfe unmöglich macht, die restlichen fünf Freunde bei hereinbrechender Nacht sich in dem Schilfrohr-Labyrinth verirren, eine unheimliche Kapuzengestalt mitsamt Jagdgewehr die Überlebenden verfolgt und auch die schweigsamen Jugendlichen immer wieder auftauchen und sich als mögliche Angreifer erweisen, ist mal wieder ein weiterer Kampf ums Überleben entbrannt…
…und dieser entpuppt sich beim Anschauen eben nicht „als weitaus weniger vorhersehbar“, wie Daniel Gores in der DEADLINE #28 schwärmt. Regisseur Nick Cohen und sein Autorenduo bemühen in ihrer unausgegorenen Geschichte einfach zu viel bekannte Versatzstücke und Klischees, wie schon die Zusammenfassung der Ereignisse beweist. In dieser Hinsicht ist es dann auch wieder egal, ob die Geschehnisse, die den Zuschauer zum gruseln und mitfiebern bringen sollen, in einer Schilf-Landschaft oder in den aus dem Subgenre Backwood-Horror bekannten dunklen Wäldern spielen. Austauschbare Horror-Routine also.
Dabei weiß THE REEDS mit einer wirklich tollen Location zu punkten: die geheimnisvoll-schöne und faszinierende Schilfrohr-Gegend, die atmosphärisch hier auch gut eingefangen wird. Ob nun ein paar Aufnahmen aus der Vogelperspektive, Eindrücke per Panorama-Rundumblick, diverse Abstecher mit der Unterwasserkamera oder die vielen Impressionen, die bei nächtlicher Dunkelheit entstehen: in dieser Hinsicht hinterlässt THE REEDS einen stimmungsvollen Eindruck und ist für sich genommen im Gegensatz zu Cohens Vorgängerfilm, einer Peinlichkeit namens VOODOO LAGOON (2006), schon eine klare Steigerung.
Da müsste eigentlich nur noch der Inhalt stimmen. Hier fängt das Manko schon bei der mangelnden Figurenzeichnung an, die mal wieder nur 08/15-Niveau erreicht und die, zumindest hierzulande, eher weniger bekannten Darsteller nicht gerade zu Höchstleistungen animiert – im Wasser rumrobben oder durchs Schilf hetzen gilt nicht. Geoff Bell übertreibt’s dagegen mit den Grimassen, doch ist Over Acting allemal besser als ganz und gar ausbleibendes Schauspiel.
Sicherlich ist THE REEDS alles andere als ein kompletter Reinfall, schließlich passiert auch immer wieder etwas, als das man sich langweilt. Vom Hocker hauen wird das einen trotzdem nicht: Der Geschichte rund um’s Schilf fehlt der letzte Schliff und vermag in dieser Form weder zu überraschen noch zu schockieren. Das Bootsunglück, in dem sich ein Anker in den Unterleib einer der Figuren bohrt (Gott sei dank in den nervigsten Charakter), ist hier natürlich nur der Auslöser für ein konventionelles Abmurks-Happening, das auf die in diesem Genre üblichen Metzelszenen verzichtet und mit seinen durch’s Schilfrohr vorbei huschenden Gestalten eher im übersinnlichen Bereich einzuordnen ist.
Ohne zu viel von den „Überraschungen“ zu verraten: THE REEDS tendiert im weiteren Verlauf immer mehr in Richtung Geister-Horror; böser Fluch inklusive. THE REEDS ist einfach nur wirr und hanebüchen. Da will dann freilich auch die obligatorische Schlußpointe nicht so recht zünden.