„Vor langer Zeit schloss er einen Pakt, um jemanden zu retten, den er liebte.“ (Tagline)
Regie, Buch + Story: Mark Steven Johnson / Musik: Christopher Young / Kamera: Russell Boyd / Schnitt: Richard Franics-Bruce / Ausf. Prod.: E. Bennet Walsh, Ari Arad, Stan Lee, Norm Golightly, David S. Goyer, Lynwood Spinks / Prod.: Avi Arad, Steven Paul, Michael DeLuca, Gary Foster
Darsteller: Nicolas Cage (Johnny Blaze / Ghost Rider), Eva Mendes (Roxanne Simpson), Wes Bentley (Blackheart), Peter Fonda (Mephistopheles), Sam Elliott (Verwalter), Donal Logue (Mack), Brett Cullen (Barton Blaze), Matt Long (junger Johnny Blaze), Raquel Alessi (junge Roxanne Simpson), Laurence Breuls (Gressil), Daniel Frederiksen (Wallow), Mathew Wilkinson (Abigor), David Roberts (Captain Dolan), Arthur Angel (Officer Edwards) sowie Eddie Baroo, Jessica Napier, Kirstie Hutton, Joel Tobeck, Fabio Robles, Peter Callan, Richard Cox u.a.
Bereits Mitte der 90er war eine Filmadaption von Marvel’s Comic-Vorlage „Ghost Rider“ im Gespräch, für deren Titelrolle man damals mit Johnny Depp liebäugelte. Doch das Vorhaben zog sich in die Länge und schien schon fast abgeschrieben, da weder ein vernünftiges Drehbuch existierte, noch die CGI-Technik zur damaligen Zeit weit genug war, um ein brennendes Skelett auf der Leinwand entlang brettern zu lassen. Hinzu kam noch ein bisschen Studio-Hickhack: Miramax-Tochter Dimension Films sprang von dem Projekt ab, doch nach dem Erfolg der SPIDERMAN-Filme von Sam Raimi sicherte sich Sony Pictures die Rechte und engagierte Mark Steven Johnson, der 2003 mit DAREDEVIL Erfahrungen im Marvel-Universum sammeln konnte – und weiß, wie man so eine Comicverfilmung so gut wie es geht verhunzt. Doch mit Nicolas Cage (NEXT) in der Titelrolle kann eigentlich nichts schief gehen. Oder?
GHOST RIDER ist ein filmisches, flammendes Inferno: Es wird zwar viel gezündelt und doch ist die Geschichte nur ein lauwarm aufgebrühtes FAUST-Update, das mit einer wirren Vorgeschichte und einer aufgetischten Legende unnötig verkompliziert wird. Hier haben wir also den jugendlichen Motorrad-Stuntmen Johnny Blaze (Matt Long), der seine Seele an den umtriebigen Mephistopheles (Peter Fonda, FLUCHT AUS L.A.) verkauft, um das Leben seines krebskranken Vaters (Brett Cullen) zu retten. Gesagt, getan, was aber den alten Herren trotzdem nicht dran hindert, sich am Tag darauf bei einer Motorrad-Show das Genick zu brechen. Dumm gelaufen.
Johnny Blaze indes bleibt weiter in den Diensten des Teufels und der steht dann viele Jahre später auf der Matte, um seine Schuld einzufordern. Nicolas Cage spielt nun den erwachsenen Johnny Blaze, der in seinen Stuntshows mit dem Motorrad über mehrere Helikopter springt und darum eine große Fangemeinde hat. Eva Mendes gibt hier die Jugendliebe und darf bald als Journalistin über ein paar seltsame Vorkommnisse berichten. Die Turteltäubchen von einst treffen wieder aufeinander, doch Zeit um die Romanze wieder aufzuwärmen bleibt den Beiden nicht, obwohl es schon bald heiß hergehen wird – wenn auch in anderer Hinsicht. Denn nachts fällt Johnny neuerdings das Fleisch vom Gesicht und er ist dazu verdammt auf seinem in Flammen stehendem Biker-Geschoss gegen das Böse zu Felde zu ziehen. Das steht auch schon in den Startlöchern: Blackheart (Wes Bentley), des Teufels Sohn, ist ausgebüxt und führt mit zwei, drei Schergen im Schlepptau gar Übels im Schilde. Um seine Bringschuld einzulösen, bleibt dem zum Ghost Rider mutierenden Johnny Blaze gar nichts anderes übrig als sich ihm in den Weg zu stellen…
Wes Bentley kam in jüngeren Jahren in AMERICAN BEAUTY weitaus diabolischer rüber als in dieser langweiligen Bösewicht-Performance: als blass-bleicher Unhold würde er besser ins Nachmittagsprogramm zu CHARMED passen, für die große Kinoleinwand reicht das hier aber nicht aus. All zu oft wirkt er nur wie ein böses Bübchen, dem mal eine ordentliche Tracht Prügel gut getan hätte. Da wissen die älteren Semester umso mehr zu überzeugen: Peter Fonda schafft es auch ohne große mimische Anstrengungen den Teufel gut rüber zu bringen, während ein zauselig zerzauster Sam Elliott (FROGS) als Friedhofswärter und Superheldenberater auftritt und sich zum Schluss, kurz vor dem großen Finale, als Ghost Rider sen. (alias der Phantom Rider) offenbart.
Leider wird letzten Endes auch Elliott hier im wahrsten Sinne des Wortes verheizt: da galoppiert er an Nickis Seite zu einer grausigen, musikalischen Vergewaltigung des Klassikers „Riders in the Sky“ 500 Meilen quer durch die Prärie, nur um ihm kurz vorm Ziel mitzuteilen, das jetzt seine Kräfte am Ende seien. Dann wünscht er ihm noch viel Glück und löst sich in ein Drehbuch-Wölkchen auf. Paff!
Das sich in solchen Filmen die Logik eine Auszeit gönnt ist zu verschmerzen, nicht jedoch wenn’s schlichtweg blöd wird. Bestes Beispiel ist auch der Umstand, das zig Pistolenkugeln dem Ghost Rider nichts an haben können, aber dagegen eine eher harmlose Stichverletzung genäht werden muss. Der Regisseur Mark Steven Johnson macht sich aber auch keine große Mühe das dramaturgische Ungeschick des Drehbuchautoren Mark Steven Johnson wett zu machen. Aber was will man schon groß machen in einem Film, wo ein brennendes Skelett auf dem Motorrad durch die Kante brettert (wahlweise auch mal senkrecht an einem Wolkenkratzer rauf und wieder runter). Und wenn er mal absteigt, dann killt der Ghost Rider Kleinkriminelle, landet zwischenzeitlich kurz im Knast, wo er die Gitterstäbe zum schmelzen bringt und mit ernstem Blick drohend den Zeigefinger gen Kamera hebt, um die bösen Unholde mit ihren Taten zu konfrontieren.
Zwischen pathetisch-schwülstigen Dialog-Phrasen („Wer den Mut hat seine Seele für die Liebe zu verkaufen, hat die Macht die Welt zu verändern“) gibts weitere alberne Schenkelklopfer, etwa wenn Eva Mendes, die sonst nicht weiter zu tun hat, als ihr Dekoltee in die Kamera zu halten, zum Schluss zur fetten Wumme greift, um das Böse platt machen zu wollen, oder sich das Antlitz vom Zähne fletschenden, Augen rollenden Cage in einen lausig animierten, flambierten Totenkopf-Schädel verwandelt. Vielleicht wären die Macher besser beraten gewesen, einen Teil des 110 Mio.-Dollar-Budgets in ein vernünftiges Computerprogramm zu investieren, denn der Großteil der hier am Rechner kreierten Spezialeffekte wäre in einem kleinen B-Movie ganz nett gewesen, sieht aber für diese Größenverhältnisse eher zweitklassig aus. Und manchmal sogar ziemlich schlampig.
GHOST RIDER ist freiwillig unfreiwillig komischer Comic-Action-Trash, der nur faulen CGI-Budenzauber bietet und auch wenn hier viel gezündelt wird, dürfte sich hier kaum einer finden, der für den Film Feuer und Flamme sein dürfte. Außer Nicolas Cage, der seine Seele ebenfalls an den Teufel verkauft hat – anders ist es nicht zu erklären, dass er sich 4 Jahre später für die Fortsetzung GHOST RIDER – SPIRIT OF VENGEANCE her gab.
4/10