UNTOTE WIE WIR
USA 2009 / O: "The Revenant" / Prod.: Lightning Entertainment; Wanko Toys / Laufzeit: 118 Min. (uncut; Blu-ray) / FSK: ab 18
Regie + Buch: Kerry Prior / Musik: Wendell Hobbs / Kamera: Peter Hawkins / Schnitt: Walter Montague Urch / Prod.: Kerry Prior, Jacques Thelemaque, Liam Finn
David Anders (Bart), Chris Wylde (Joey), Louise Griffiths (Janet), Jacy King (Mathilda), Anne Arles (Mrs. Rahmanov), Emiliano Torres (Miguel), Jeff Rector (Colonel) u.a.
„Bitterböse Horrorkomödie mit Kultcharakter!“
„Das beste Zombie-Buddymovie aller Zeiten!“
„Der legitime Nachfolger von BRAINDEAD und SHAUN OF THE DEAD!“
Wenn der Verleih auf dem Cover mit derartigen Sprüchen wirbt (und dabei ausgiebig Fachzeitschriften zitiert) … hat man doch eigentlich schon wieder die Schnauze voll vom Film. Wohl wissend, das der Gebrauch solcher Schlagwörter in Verbindung mit diversen Genre-Klassikern – meistens jedenfalls – den Erwartungen kaum gerecht werden kann.
US-Soldat Bart (David Anders) hat es hinter sich und kehrt aus dem Irak-Krieg heim. Das Dumme ist nur: er ist tot! Und wurde auch schon beerdigt! Jetzt ist er ein Zombie, der nicht weiß, wohin er soll. Also klopft er bei seinem Kumpel Joey (Chris Wylde) an, der natürlich erstaunt ist, seinen toten, wieder lebenden Freund zu sehen. Freilich dauert es nicht lange, bis Barts Blutdurst gestillt werden muss – schon allein, um den drohenden Verwesungsprozess aufzuhalten. Und so bleibt den beiden Freunden nichts anderes übrig, als nachts auf Beutefang zu gehen – und dort lauern schließlich genug kriminelle Eelemente, die eh keiner vermissen wird…
Angesichts der üppigen Vorschusslorbeeren und Lobeshymnen entpuppt sich UNTOTE WIE WIR als klare Enttäuschung. Das größte Problem ist hier die Laufzeit von 2 Stunden, bei der sich schon mal diverse Längen (und Blicke auf die Uhr) eingeschlichen haben. 20 bis 30 Minuten weniger hätten der zweiten (und bislang letzten) Regiearbeit von Kerry Prior sehr gut getan und mit dieser Straffung hätte aus UNTOTE WIE WIR eine witzig-spritzige Angelegenheit werden können. So bleibt’s, trotz sorgfältiger Produktionsverhältnisse, nur ein teils schleppend, teils unentschlossen inszeniertes, plappriges Untoten-Kuddelmuddel mit einigen guten Ideen und Ansätzen, aber auch mächtig viel Leerlauf und noch mehr verschenktem Potenzial.
Das der arme Soldat aus dem Irak-Krieg ausgerechnet als Zombie wiederkehrt, ist ein toller, böser Einfall – der aber im weiterem Verlauf aber leider kaum noch eine Rolle spielen soll und völlig ungenutzt bleibt. Schade eigentlich. In diesem Zusammenhang war zum Beispiel Kevin Hamedanis ZOMBIEWORLD (2010) viel mutiger und bissiger; THE REVENANT bleibt (so der Originaltitel) dagegen eher politisch korrekte Massenware. Denn wenn es hier gilt, den Blutdurst zu stillen, dann muss ausschließlich der kriminelle Abschaum dran glauben. Und dann sind Bart und sein versiffter Loser-Kumpel Joey freilich immer dann zur Stelle, wenn in der Stadt ein Verbrechen geschieht.
Überflüssig zu erwähnen, das die hohe Gag-Dichte und der Einfallsreichtum der oben genannten Vorbilder unerreicht bleiben, ebenso fehlt es den Dialogen an Esprit und Durchschlagkraft. Aber diesem Vorwurf muss sich UNTOTE WIE WIR nun einmal stellen, wenn er schon auf einer Ebene mit den großen Vorbildern stehen will. Insgesamt betrachtet handelt es sich hier um eine recht zähe Mischung aus Buddy-Klamauk, Zombie-Splatter und Liebesdrama. Gerade aus dieser Konstellation hat Edgar Wrights SHAUN OF THE DEAD so viel mehr gemacht.
Jetzt muss ich aber zugeben, dass die Besprechung hier weitaus schlechter ausfällt als der Film eigentlich ist. Ich weiß eben einfach nicht was ich von ihm halten soll. Leider versemmelt Prior zu viele gute Ansätze: neben der Ausgangsidee, die ungenutzt bleibt, ist es besonders die finale U-Bahn-Szene, die er so gut aufbaut, aber auf dämliche Weise in einer einzigen Ballerei enden lässt, in der Polizisten haufenweise Passanten abknallen. Vielmehr sind es – wieder einmal – die rabiaten Gewaltexzesse, die in Verbindung mit einigen krassen Einfällen im Gedächtnis bleiben: da wären der unschöne Tod von Barts Freundin sowie der abgetrennte Kopf, der nach dem Tod ein bizarres Eigenleben entwickelt (RE-ANIMATOR lässt herzlich grüßen) und bei dem ein Dildo als vibrierender Sprachersatz die fehlenden Stimmbänder ersetzt. Und dann ist da noch die tolle Schlusssequenz, die zeigt, was aus dem Film alles hätte werden können: hier wird der Zombie als biologische Nahkampfwaffe im Krieg gegen den Iran eingesetzt und Bart ist wieder da angelangt, wo ihn das Schicksal hinführte: in den nahen Osten.
Fazit: Unausgegorner Untoten-Unfug